Vor einiger Zeit ging es hier um den Unterschied zwischen absoluter und relativer Risikoreduktion beim Impfen, und um die Risikokommunikation, die damit möglich ist oder auch nicht.

Die absolute Risikoreduktion ist eine wichtige Kennziffer bei der Bewertung medizinischer Behandlungen bei Erkrankungen, deren Häufigkeit sich nur träge verändert. Bei Epidemien übertragbarer Erkrankungen mit potentiell katastrophaler Dynamik kann der Blick auf die absolute Risikoreduktion schnell ein Blick in den Nebel mit Abgründen werden: Sie ist die Differenz zwischen den Infektionsraten der Ungeimpften und der Geimpften (bzw. der Erkrankungsraten der beiden Gruppen, je nachdem, wofür man sich interessiert) und hängt ersichtlich vom empirisch gerade bestehenden Infektionsrisiko ab.

Ein Beispiel für den Abgrund im Nebel: In Deutschland zirkulieren seit längerem keine Polioviren mehr. Das Risiko, auf eine infizierte Person zu treffen, ist für Geimpfte wie für Ungeimpfte nahezu Null, somit auch die absolute Risikoreduktion. De facto verhindert also die Polioimpfung bei uns derzeit so gut wie keine Infektionen, sie ist eine rein präventive Maßnahme. Der Kehrwert der absoluten Risikoreduktion ist die NNTV, die number needed to vaccinate. Sie gibt an, wie viele Menschen man impfen muss, um eine Infektion oder eine Erkrankung zu verhindern. Für Polio würde ihre empirische Bestimmung anhand geimpfter und ungeimpfter Kollektive in Deutschland daher unendlich groß sein. Trotzdem kommt niemand auf die Idee, deswegen die Polioimpfung abzuschaffen, weil man sonst befürchten müsste, dass die Krankheit bald wieder mit all ihren schrecklichen Folgen hierzulande grassiert.

Genau so argumentieren aber Walach et al. in einem gerade veröffentlichten Artikel in Bezug auf die Coronaimpfung. Die Autoren gehen von Daten zur absoluten Risikoreduktion aus, die ihren Ursprung in einer Situation mit geringen Infektionsraten haben. Die NNTV fällt vergleichsweise hoch aus, Walach et al. folgern, daher nehme man zu viele Impfnebenwirkungen in Kauf. Das ist eine Milchmädchenrechnung, die voraussetzt, dass das Risiko, auf Infizierte zu treffen, einfach immer klein bleibt, dass es also keine Epidemie gibt. Das Infektions- bzw. Erkrankungsrisiko der Ungeimpften hängt aber davon ab, wie weit eine Bevölkerung schon durchseucht ist, ob Infektionsschutzmaßnahmen ergriffen wurden, saisonale Faktoren wirksam sind usw. Die NNTV müsste man, wenn man damit überhaupt argumentieren wollte, einerseits anhand des Potentials an Infektionen, zu Beginn einer Epidemie also an der Herdenimmunitätsschwelle, und andererseits der Impfstoffwirksamkeit abschätzen. Darüber gehen Walach et al. hinweg und die demgegenüber ohnehin einschlägigeren sorgfältigen Nutzen-Risikoabwägungen der STIKO ignorieren die Autoren gänzlich.

Sie verwirren stattdessen mit ihren Zahlen vermutlich viele, die unsicher sind, ob sie sich impfen lassen sollen: Sie führen die Herde durch den Nebel in den Abgrund. Und es geht wirklich um eine große Herde, wenn man sich die Abrufstatistiken anschaut: Innerhalb von drei Tagen von Null auf über 150.000. Damit hält keine Impfaufklärung der BZgA mehr Schritt.

Kommentare (72)

  1. #1 schorsch
    28. Juni 2021

    “Die Autoren gehen von Daten zur absoluten Risikoreduktion aus, die ihren Ursprung in einer Situation mit geringen Infektionsraten haben” – ist das so?

    Für die Risikoreduktion (NNTV to prevent one death) beziehen sich die Autoren auf eine israelische Studie, die sich wiederum auf eine Impfperiode vom 20.12.20 bis zum 1.02.21 bezieht. Das ist aber genau die Periode, in der Israel mit 7-Tages-Inzidenzen von bis zu 622 (14.01.) den Höhepunkt der zweiten Infektionswelle erreicht hat.

    Hab ich da irgendwas übersehen?

    • #2 Joseph Kuhn
      28. Juni 2021

      @ schorsch:

      622 je 100.000 ist viel im Vergleich zu jetzt, aber wenig mit Blick auf die absolute Risikoreduktion. Stellen Sie sich eine Situation vor, bei der aktuell 10 % der Bevölkerung infiziert sind, da sähe die Sache ganz anders aus. Walach et al. gehen implizit davon aus, dass solche Situationen nicht hätten eintreten können.

  2. #3 Ludger
    28. Juni 2021

    Herr Walach bezieht sich auch auf die niederländische Meldestelle für Arzneimittelnebenwirkungen https://www.lareb.nl/coronameldingen. Dort findet man unter https://www.lareb.nl/pages/veelgestelde-vragen-coronavaccins FAQs mit Antworten. Z.B. Zijn coronavaccins veilig? Ja, de goedgekeurde vaccins zijn veilig. … (Übersetzung durch DeepL: Ja, die zugelassenen Impfstoffe sind sicher. https://www.deepl.com/translator ).
    In der Schule sollte man gelernt haben, die Plausibilität von Rechenergebnissen zu prüfen. Wenn das Ergebnis offenbar unsinnig ist, gibt es irgendwo einen Fehler. Das Ergebnis von Herrn Walach ist offenbar unsinnig. Um das zu erkennen, reicht ein Blick nach Indien.

  3. #4 schorsch
    28. Juni 2021

    Ich habe mir jetzt auch die anderen Quellen angeschaut, die die Autoren zitieren.

    Dabei fällt auf, dass sie sich bezüglich der tödlichen Nebenwirkungen recht willkürlich ausschließlich auf die Niederlande, den Staat mit der höchsten ausgewiesenen Zahl, beziehen. Sie begründen diese Rosinenpickerei damit, dass sie den Niederlanden schlicht den besten Reporting Standard in der EU unterstellen.

    Aber geschenkt. Der dicke Hund kommt später: Sie weisen für die Anzahl der Todesfälle alle innerhalb des Berichtszeitraums nach einer oder zwei Impfungen verstorbenen Personen aus. Die Quelle, auf die sie sich beziehen, erklärt jedoch ausdrücklich “Overlijden ná vaccinatie betekent niet dat een bijwerking van het vaccin de oorzaak is van het overlijden” – Der Tod nach der Impfung bedeutet nicht, dass eine Nebenwirkung des Impfstoffs die Todesursache ist. Für die Berechnung des NNTV müssten hier jedoch zunächst alle die Toten herausgerechnet werden, welche weder an Nebenwirkungen noch aufgrund eines Impfdurchbruchs verstorben sind.

  4. #5 RPGNo1
    28. Juni 2021

    Walach ist wie ein zweiter Bhakdi. Nur versucht er sich Wallach im gegensatz zu diesem über scheinbare seriöse Studien zu profilieren und nicht über Talkshow-Auftritte und populär-pseudowissenschaftliche Bücher.

  5. #6 BPR
    28. Juni 2021

    Als Anreger für die Methodik ihre Analyse verweisen Walach et al. auf einen Leserbrief von Cunningham im BMJ vom 13.11.2020 (Cunningham, A.S. Rapid response: COVID-19 vaccine candidate is unimpressive: NNTV is around 256. BMJ 2020, 371, m4347; bezieht sich auf einen Artikel von E. Mahase, DOI: 10.1136/bmj.m4347 vom 09.11.2020).
    Hätten die Autoren weiter gelesen, wäre ihnen die zugehörige Antwort von Moray Rumney vom 30.11.2020 aufgefallen, die die Sache im Sinn von Josephs Start-Post klarstellt. Zeit genug wäre gewesen. Die absolute Wirkung eines Impfstoffs reicht bis zum mutmaßlichen Stillstand der Virus-Ausbreitung ohne Impfstoff. Also muss man den Effekt von Phase-III-Studien oder einen frühen Effekt auf Basis “realweltlicher Daten” hochrechnen. Der aktuelle Walach-Artikel gehört in die Unstatistik des Monats.

  6. #7 Kurt Schumacher
    28. Juni 2021

    Als Kontrast dazu ist das Interview mit Roland Hansen heute morgen im Deutschlandfunk lesenswert über die geringen Impfraten in vielen afrikanischen Ländern und die dramatische Corona-Situation auf diesem Kontinent.

    Wenn sich das Virus, insbesondere in dicht besiedelten Gegenden Afrikas, jetzt immer stärker ausbreitet und zudem die Behandlungsmöglichkeiten sehr begrenzt sind, wie Roland Hansen schildert, ist die Impfung ein wichtiger Schutz gegen die auftretenden Todesfälle und andere Krankheitsfolgen — wenn sie denn für diese Menschen verfügbar wäre.

    Einen deutlichen und vermutlich durch die Impfkampagne sowie Distanzmaßnahmen begünstigten Rückgang der wöchentlichen Todesfälle seit Ende Januar auf inzwischen fast Null zeigen ja gerade die israelischen Daten.

    Es ist ein menschenverachtender Zynismus von Harald Walach und anderen, in dieser Situation mit der falschen Botschaft durch die Straßen zu ziehen, die Impfung wäre überflüssig oder unwirksam.

  7. #8 schorsch
    28. Juni 2021

    @Ludger: Für soo offenkundig unsinnig halte ich H. Walachs Ergebnisse nicht. Seine Schlussfolgerung, seine Studie solle “cause governments to rethink their vaccination policy” ist nicht begründet, da er damit jeglichen politischen Vorsorgeanspruch negiert.

    Für die Individualentscheidung “Impfen, ja oder nein” hingegen ist eine derartige Abwägung der Risiken durchaus bedeutsam. Wenn mein individuelles Risiko für schwere Nebenwirkungen durch die Impfung zu einem gegebenen Zeitpunkt in gleicher Größenordnung liegt, wie das Risiko einer Erkrankung und eines schweren Verlaufs, gibt es sehr gute Gründe gegen die Impfung.

    Unsinnig wird Walachs Studie erst durch Auswahl und Verwendung seiner Daten. Ich brauche statt der Niederlanden nur Deutschland als Referenzland zu nehmen, und schon ist das Impfrisiko um eine Größenordnung kleiner, als das Krankheitsrisiko. Oder ich nehme Indien statt Israel…

  8. #9 Ludger
    28. Juni 2021

    Ich schrieb:”Das Ergebnis von Herrn Walach ist offenbar unsinnig.”
    Sie schrieben:”Unsinnig wird Walachs Studie erst durch Auswahl und Verwendung seiner Daten.”
    Ich sehe da keinen Widerspruch. Im Gegenteil ist genau das der Fehler, den er vor der Veröffentlichung seiner Arbeit suchen müssen und finden können.

  9. #10 RainerO
    28. Juni 2021

    @ Ludger

    genau das [ist] der Fehler, den er vor der Veröffentlichung seiner Arbeit suchen…

    Gehst du davon aus, dass er (versehentlich) einen Fehler bei der Auswahl seiner Datenbasis gemacht hat? Ich vermute da eher volle Absicht. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Walach beim “kreativen” Umgang mit Zahlen ertappt wird.
    Interessant ist übrigens auch das Journal, in dem er publiziert hat. In den letzten Jahren und Monaten laufen dem scharenweise Editoren weg, der Ruf als “predatory journal” erhärtet sich.
    Es gibt einen interessanten Twitter-Faden, der das Paper zerlegt.

    • #11 Joseph Kuhn
      28. Juni 2021

      @ RainerO:

      Danke für den Link zum Twitter-Faden. Der Twitterer dort benutzt auch das Polio-Beispiel, das ist einfach überzeugend – wenn man es nicht in einen falschen Gedankengang einbaut wie ich vor kurzem. Gut auch seine Überschlagsrechnung der Walachschen Impftoten für Deutschland – da wäre das PEI schon lange aus der Schachtel gesprungen.

  10. #12 Joseph Kuhn
    28. Juni 2021

    Update: Expression of Concern zum Artikel von Walach et al.:

    “The journal is issuing this expression of concern to alert readers to significant concerns regarding the paper cited above [1]. Serious concerns have been raised about misinterpretation of the data and the conclusions. The major concern is the misrepresentation of the COVID-19 vaccination efforts and misrepresentation of the data, e.g., Abstract: “For three deaths prevented by vaccination we have to accept two > inflicted by vaccination”. Stating that these deaths linked to vaccination efforts is incorrect and distorted. We will provide an update following the conclusion of our investigation. The authors have been notified about this Expression of Concern.”

    https://www.mdpi.com/2076-393X/9/7/705

    Ob es da ein ordentliches peer review gab?

  11. #13 Ludger
    28. Juni 2021

    Über seine Motivation möchte ich nicht spekulieren. Sein Handeln spricht für sich. Er generiert ein Ergebnis, welches mit der Realität wenig zu tun hat.

    Walach im verlinkten Paper:
    5. Conclusions
    Currently, our estimates show that we have to accept four fatal and 16 serious side effects per 100,000 vaccinations in order to save the lives of 2–11 individuals per 100,000 vaccinations, placing risks and benefits on the same order of magnitude.”
    DeepL:
    5. Schlussfolgerungen
    Unsere aktuellen Schätzungen zeigen, dass wir vier tödliche und 16 schwerwiegende Nebenwirkungen pro 100.000 Impfungen in Kauf nehmen müssen, um das Leben von 2-11 Personen pro 100.000 Impfungen zu retten, womit Risiken und Nutzen in der gleichen Größenordnung liegen.”

    Die Behauptung, dass Risiken und Nutzen in der gleichen Größenordnung seien, deckt sich nicht mit den Verläufen in Indien, Brasilien, Südafrika und auf der anderen Seite Israel. Da muss irgendwo was in Walachs Arbeit falsch sein. Der Hauptfehler wurde oben von J. Kuhn am Beispiel der Polioimpfung beschrieben. Die Verwendung der niederländischen Rohdaten kommt dazu. Ob ideologische Verblendung, Altmännereitelkeit, Dummheit oder was anderes der Grund ist, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls steht die Bundesregierung von weltweit unter Feuer, weil sie den Patentschutz für die Vakzine nicht aufheben will. Man sollte den Kritikern der Bundesregierung die wunderbare Arbeit von Herrn Walach zu lesen geben. Dann wollen die alle keinen Impfstoff mehr.

  12. #14 RainerO
    28. Juni 2021

    Ob es da ein ordentliches peer review gab?

    Jedenfalls nicht von diesem (inzwischen ehemaligen) Editor.
    Als er davon Wind bekam, wandte er sich mit Grausen ab und ging.

  13. #15 Joseph Kuhn
    28. Juni 2021

    @ RainerO, @ Ludger:

    Das Ärgerliche an solchen Sachen: Der Murks ist unübersehbar, aber viele werden doch dadurch verunsichert. Die Leute, die den Virologen Panikmache vorwerfen, betreiben jetzt wirklich Panikmache.

    Der Artikel wird in der Szene mit allen Mitteln vermarktet, z.B. gibt es eine Pressemitteilung des MWGFD-Vereins dazu, einen neuen Blogbeitrag von Harald Walach, nachdem Walach schon im April ganz Ähnliches in seinem Blog geschrieben hatte, Reitschuster hilft mit, ebenso der Herr Homburg (“Artikel in einer Topzeitschrift”) usw. usw.

    Selbst wenn das Journal den Artikel zurückziehen sollte, hat die Aktion ihren desinformativen Zweck erfüllt und auch ihren Beitrag zur Gruppenstabilisierung des Milieus geleistet. Das ist wie bei Bhakdi: Auch wenn man in seinen Sachen eindeutige Fehler aufzeigt, etwa zensierte und evident falsche Daten, interessiert das seine Anhänger nicht. Ihnen reicht der richtige Geruch.

    Noch ein Wort zur “Topzeitschrift” (Homburg): Sie heißt “Vaccines”. Die Topzeitschrift heißt “Vaccine”. Ob Vaccines zufällig fast genauso heißt, darüber darf sich jeder selbst seine Gedanken machen.

    Nachtrag 3.7.2021: Der Verlag war zwar mal auf Bealls Liste, aber die Zeitschrift wurde in der laufenden Diskussion immer wieder als seriös eingestuft, insofern ist hier vielleicht doch Vorsicht bei der Bewertung geboten.

  14. #16 RainerO
    28. Juni 2021

    @ Joseph Kuhn

    Der Murks ist unübersehbar, […] Beitrag zur Gruppenstabilisierung

    Ich bekomme ohnehin vermehrt den Eindruck, dass solche Paper schon von Beginn an nur für die eigene Klientel produziert werden und nicht, um wissenschaftliche Reputation zu ernten (sonst wäre das Zeug auch bei einem weniger zweifelhaften Journal eingereicht worden).
    Das war ja kürzlich bei der “Studie” von Frass zur homöopathischen Begleitung bei Krebsbehandlungen auch so. Da musste man zwar zweimal hinsehen, aber es dürfte Frass klar gewesen sein, dass seine Manipulation auffliegen wird.

    Ihnen reicht der richtige Geruch.

    Das sollte spätestens seit Wakefield klar sein. Auch da interessiert es die Anhänger nach wie vor nicht die Bohne, dass das Paper zurückgezogen wurde, er mit einem Berufsverbot belegt wurde und aufgrund seiner Schummeleien in der wissenschaftlichen Kommune vollkommen diskreditiert ist.

  15. #17 Joseph Kuhn
    28. Juni 2021

    Das Review:

    Oben in Kommentar #12 hatte ich gefragt, “ob es da ein ordentliches peer review gab?” Diese Frage hat das Journal dadurch beantwortet, indem es die Reviews online gestellt hat: https://www.mdpi.com/2076-393X/9/7/693/review_report

    Die wichtigste Anmerkung eines Reviewers: “insert comma”.

  16. #18 Spritkopf
    28. Juni 2021

    @Joseph Kuhn

    Was ich allerdings noch interessanter fand, ist die Anmerkung des Reviewers 2:

    The authors are describing literature about the potential toxic effect of SPIKE. Please add the reference by Farsalinos et al, IJMS (https://www.mdpi.com/1422-0067/21/16/5807) describing the snake toxin-like epitope of the SPIKE protein and discuss it.

    Um was für eine Studie geht es da? Um diese.

    Harald Walach happily obliges.

  17. #19 PDP10
    28. Juni 2021

    @Joseph:

    ebenso der Herr Homburg (“Artikel in einer Topzeitschrift”)

    Das hat er wohl inzwischen selbst gemerkt. Der Tweet existiert nicht mehr.

    • #20 Joseph Kuhn
      29. Juni 2021

      @ PDP10:

      “Der Tweet existiert nicht mehr.”

      Der Link zum Tweet in meinem Kommentar funktioniert noch einwandfrei.

  18. #21 PDP10
    28. Juni 2021

    @RainerO:

    Das sollte spätestens seit Wakefield klar sein. Auch da interessiert es die Anhänger nach wie vor nicht die Bohne, dass das Paper zurückgezogen wurde, er mit einem Berufsverbot belegt wurde und aufgrund seiner Schummeleien in der wissenschaftlichen Kommune vollkommen diskreditiert ist.

    Ich glaube allerdings, da springst du zu kurz.

    Dass das Paper zurückgezogen wurde und er inzwischen in der Wissenschaft diskreditiert ist, interessiert die “Anhänger” sehr wohl. Das ist für die eher ein Qualitätsmerkmal.
    Denn “vom wissenschaftlichen Establishment unterdrücktes Wissen” muss wahr sein. Eng verwandt mit “Altem Wissen” das ein ähnliches und auch immer zutreffendes Qualitätsmerkmal ist. (Das hat zwar genau nicht die gleiche Anhängerschaft, aber die Schnittmenge dürfte groß sein.)

  19. #22 PDP10
    28. Juni 2021

    In der Klammer sollte stehen “nicht genau“.

  20. #23 Kai
    28. Juni 2021

    Wundert mich nicht.
    Ich bekomme jede Woche Anfragen von MDPI, Paper zu reviewen, die GAR NIX (nicht mal im entferntesten) mit meinen Research-Themen zu tun haben. Der Review-Prozess bei MDPI scheint eine reine Lotterie zu sein.

  21. #24 PDP10
    29. Juni 2021

    Joseph (#17):

    Die wichtigste Anmerkung eines Reviewers: “insert comma”.

    Was irgendwie reichlich widersprüchlich ist zum “Expression of Concern” des “Editorial Office”.

    Merkwürdige Zeitschrift.

    • #25 Joseph Kuhn
      29. Juni 2021

      @ PDP10:

      “We are currently investigating what happened to the review process, and are currently publishing an Expression of Concern letter and initiating steps to retract the manuscript as soon as possible.”

      Quelle: https://www.pepijnvanerp.nl/2021/06/someone-fucked-up-badly-at-mdpi-vaccines/#comment-88952

      Womit sich die Frage stellen könnte, was bedeutet es, wenn eine Zeitschrift mit etwas zweifelhaftem Ruf einen Artikel zurückzieht? Ist das der ultimative GAU? Oder nicht weiter bedeutsam, weil auch die Annahme eines Artikels in so einer Zeitschrift nicht viel bedeutet?

  22. #26 Joseph Kuhn
    29. Juni 2021

    Noch was aus dem Netz gefischt

    Es ist ja nicht so, dass die Eignung der NNTV noch nie bedacht worden wäre, das Netz ist schon lange voll von Caves:

    How many people have to get a SARS-CoV-2/COVID-19 vaccine to prevent a case of COVID-19?

  23. #27 Mutant77
    29. Juni 2021

    Gibt es denn schon eine Studie die repräsentativ das Erkrankungsrisiko ermittelt hat?
    Bisher wird – soweit das erkennbar ist – immer nur die absoluten Zahlen anhand der PCR Tests verwendet. Diese sind aber nicht repräsentativ. Auch dieses ständigen Reden von “Fällen” ist irreführend. Damit sind auch nur positive PCR Tests gemeint, die aber zumindest hierzulande auch Proben mit ct Werten jenseits einer Infektion mitzählen und eben nur Stichproben sind.

    Im Mai 2020 wurde vom RKI eine repräsentative Studie angekündigt, mit der man ein konkretes Bild über die Verbreitung und damit auch über die Gefahr bekommen hätte. Dann ist diese aber im Sand verlaufen? Ich finde zumindest keine Ergebnisse nur Artikel darüber, dass sie verschoben wurde oder auf lokale begrenzte Studien.
    https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2020/05_2020.html

  24. #28 Kai
    29. Juni 2021

    Damit sind auch nur positive PCR Tests gemeint, die aber zumindest hierzulande auch Proben mit ct Werten jenseits einer Infektion mitzählen und eben nur Stichproben sind.

    Es gibt keine ct Werte jenseits einer Infektion. Wie oft wird dieser Unsinn eigentlich noch weiterverbreitet?

    Wenn über die PCR das Virus nachgewiesen wurde, dann fand auch eine Infektion statt. Punkt.

    Was die PCR nicht nachweisen kann ist eine Erkrankung. Die ist nämlich über ihre Symptome definiert. Wer keine Symptome hat, ist offensichtlich auch nicht krank, kann aber trotzdem infiziert sein und somit die Infektion weitergeben.
    Natürlich kann ein hoher ct Wert durchaus darauf hinweisen, dass eine Infektion nicht weitergegeben werden kann (da zu wenige Viren im Rachen). Damit muss man aber auch sehr vorsichtig sein, weil eine PCR immer nur eine Momentaufnahme ist. Tatsächlich wäre eine Aussage über die Infektiösität mittels PCR nur aussagekräftig wenn man entweder mehrere PCR Tests an verschiedenen Tagen durchführt, oder den PCR Test am Tag des Symptombeginns durchführt (wo die Viruslast für gewöhnlich am höchsten ist).

    Gibt es denn schon eine Studie die repräsentativ das Erkrankungsrisiko ermittelt hat?

    Verstehe ich auch nicht. Natürlich gibt es ausreichend Studien dazu. Das RKI gibt den Manifestationsindex (also quasi das Erkrankungsrisiko) mit 55-85% an. 10% der Erkrankten müssen ins Krankenhaus. 14%-37% von denen wiederum landen auf der Intensivstation. Quellen finden sie beim RKI.

  25. #29 RainerO
    29. Juni 2021

    @ PDP10

    Ich glaube allerdings, da springst du zu kurz.

    Mag sein. Und wahrscheinlich ist Wakefield auch nicht das beste Beispiel im aktuellen Zusammenhang. Schließlich war seine Intention damals nicht, Impfgegener zu bedienen, sondern das eigene Masernmittel ins Spiel zu bringen und Eltern autistischer Kinder “Munition” zu liefern. Wakefield war aber auch schon der Held der Impfgegner, als die Studie noch nicht zurückgezogen worden war. Dass er zum Ausgestoßenen wurde, hat einige Anhänger sicher noch bestärkt.

  26. #30 Joseph Kuhn
    29. Juni 2021

    Update: Fast 300.000 Aufrufe

    Inzwischen hat der Artikel fast 300.000 full text views. Ob Nonsens die gleiche Attraktivtät wie Katzenbilder hat?

  27. #31 PDP10
    29. Juni 2021

    Ob Nonsens die gleiche Attraktivtät wie Katzenbilder hat?

    Oder es ist wie bei einem Verkehrsunfall. Man soll nicht stehenbleiben und glotzen und tuts doch ….

  28. #32 Joseph Kuhn
    29. Juni 2021

    Edzard Ernst …

    … hat es auch aufgegriffen:

    “Conclusion: amongst all his previous nonsense, Walach’s new publication stands out, I feel, as the most stupid and the most dangerous.”

    https://edzardernst.com/2021/06/covid-19-vaccinations-prof-walach-wants-to-dampen-the-enthusiasm-by-sober-facts/

  29. #33 PDP10
    30. Juni 2021

    @Joseph Kuhn (#20):

    BTW:

    Der Link zum Tweet in meinem Kommentar funktioniert noch einwandfrei.

    Stimmt. Gestern allerdings hatte ich da nur eine Entschuldigung von Twitter gelesen, dass die Seite die ich aufgerufen habe nicht existiert. Daher dachte ich, das hätte er gelöscht. Hätte er mal besser …

    Ich kenne (nicht im Sinne von “persönlich”) Stefan Homburg schon seit 10 oder 15 Jahren wegen einer Freundin, die mal Anfang der Neunziger Vorlesungen bei dem gehört hat. Der war damals hier in der kleinen Stadt am Rhein und durchaus auch Anderswo bekannt für die hervorragenden Vorlesungen, die er gehalten hat und für sein Buch über Makroökonomie. Vor 10 oder 15 Jahren war der durchaus auch als kompetenter Finanzwissenschaftler immer mal wieder in den Medien präsent und hat da IMHO vernünftige Sachen gesagt.

    Und deswegen ärgern mich solche Statements von dem …

    “Es handelt sich um einen anonym begutachteten Artikel in einer Topzeitschrift. Sie können entweder den Autoren, Gutachtern und Herausgebern vertrauen.

    Oder sie vertrauen anonymen Pharmaprofilen auf Twitter, die daran herummäkeln.”

    … ganz besonders.

    Erstens sollte ein Wissenschaftler (egal aus welchem Fachbereich), wissen, was eine “Topzeitschrift” ist und einschätzen können, das MDPI-Vaccines das nicht ist. (Unabhängig davon, dass ich dieses Open-Access Modell grundsätzlich für eine vernünftige Idee halte).

    Zweitens sollte ein Ökonom, der mit Sicherheit viel, viel mehr von Statistik versteht als ich, in der Lage sein die offensichtlichen Fehler in Walachs Paper zu sehen. (Das habe sogar ich kapiert …).

    Drittens: Was ist das für eine Aussage für einen Wissenschaftler: “Sie können entweder den Autoren, Gutachtern und Herausgebern vertrauen.”?

    Nein! Man vertraut niemand solange Daten, Zahlen, Statistiken (und die Schlussfolgerungen daraus) nicht nachvollziehbar, transparent und reproduzierbar sind. Das ist gute wissenschaftliche Praxis. Sonst noch was? Sehr, sehr billiger Manipulationsversuch in Richtung der Corona-“Skeptiker” Apologeten.

    Viertens: “Oder sie vertrauen anonymen Pharmaprofilen auf Twitter, die daran herummäkeln.

    … uuuund das jetzt auch noch. Bisschen noch einschleimen bei den Verschwörungserzählern und siehe unter “Drittens”.

    Peinlich, peinlich.

    Schade. Wie gesagt, der war mal IMHO ein vernünftiger Ökonom, der vernünftige Dinge gesagt hat. Und jetzt vermisst er offenbar die Medien-Aufmerksamkeit und versteigt sich zu solchem Blödsinn um mal wieder in den Nachrichten erwähnt zu werden, oder was?

    Aber wie sagte man in den 80ern? “Kill your Idols!” (das war natürlich nicht wörtlich gemeint. Gab aber sogar eine Band mit dem Namen …).

    (Sorry, ist eigentlich alles leicht OT, konnte ich mir aber nicht verkneifen.)

  30. #34 JW
    30. Juni 2021

    @ PDP10: “Kill your idol”? also ich kenn da nur den Song von Philllip Boa and the Voodoo Club. Haben wir gerne mitgeschmettert. Ach damals.

  31. #35 Joseph Kuhn
    30. Juni 2021

    Internationale Resonanz:

    “‘Everything is to be thrown in this study, I do not understand how such nonsense can be published in a scientific journal which is supposed to have its articles revised’, reacted Professor Mathieu Molimard, head of the pharmacovigilance service at the Bordeaux University Hospital.”

    Quelle: https://www.paudal.com/2021/06/30/watch-out-for-this-bogus-new-study-on-vaccine-related-deaths/

    Ob die Publikation für das Journal trotz der hohen Aufrufzahlen – inzwischen ca. 320.000 – am Ende geschäftsschädigend wird? Und ob sich die Investition wenigstens für Walach & Co. gelohnt hat: https://www.mdpi.com/apc?

  32. #36 rolak
    30. Juni 2021

    am Ende geschäftsschädigend?

    Da es um Prophetie geht, darf ja wohl wild geschätzt werden. Für das Journal? Nein, das wird an denen derart abtropfen, daß sie extra noch einen Artikel über den literarischen LotusEffekt in irgendeiner Parallel­Publikation raushauen.
    Für Walach? Der dürfte ‘danach’ solider dastehen als die ganze Zeit schon. Zwar ist das paudal/­Pariente-Zitat “It’s inconsistency at best, dishonesty at worst” imho eine treffende Beschreibung des Walachschen Wirkens, doch damit kann er ja bereits seit Jahren. Poliert höchstens durch ‘Bestätigung’ den Einzelkämpfer-gegen-das-Übel-der-Welt-Nimbus auf.

  33. #37 PDP10
    30. Juni 2021

    am Ende geschäftsschädigend

    Weder für für das Journal noch für Wodarg, glaube ich.

    Allein die Aufmerksamkeit die der Artikel jetzt auch von seriöser Seite bekommt … eigentlich völlig unnötig für so ein Machwerk aber doch unvermeidbar in der derzeitigen Gemengelage.

    Und wie heißt es nochmal:

    “There is no such thing as bad publicity”

    • #38 Joseph Kuhn
      30. Juni 2021

      @ PDP10:

      “Weder für für das Journal noch für Wodarg”

      Der Wodarg heißt in dem Fall Walach.

      Möglicherweise ist es so, dass Walach die Resonanz in seiner Blase so wichtig geworden ist, dass er die Entwicklung positiv sieht.

      Vielleicht kommt er aber auch zu einer anderen Bewertung. Er legt nach meinem Eindruck nach wie vor Wert darauf, als Wissenschaftler wahrgenommen zu werden. Seine Kuriositäten, die in Skeptikerkreisen oft wie unter einem Brennglas unübersehbar erscheinen, laufen meist unter dem Radar des universitären Wissenschaftsbetriebs. Jetzt hat er mit dem Artikel auch dort wieder in einem Maße Aufmerksamkeit erregt, wie es seit der unsäglichen Masterarbeit mit dem Kozyrev-Spiegel nicht mehr der Fall war.

      Das schränkt seine Handlungsspielräume möglicherweise ein. Die Sache mit der Masterarbeit hat damals das Ende des Instituts in Frankfurt/Oder eingeleitet, wer weiß, was das jetzt für Folgen für seine verbliebenen Hochschulkontakte hat.

  34. #39 PDP10
    30. Juni 2021

    Uuups. Das ich die beiden jetzt verwechselt habe, lässt tief blicken. Oder auch nicht.

  35. #40 PDP10
    30. Juni 2021

    @Joseph Kuhn:

    wer weiß, was das jetzt für Folgen für seine verbliebenen Hochschulkontakte hat.

    Ich vermute mal: wenig.

    Jedenfalls kriege ich regelmässig Hals wenn ich mir den “wissenschaftlichen” Werdegang von Herrn Walach so ansehe …

    Und zwar deswegen, weil meine Schwester (Biologin, Diplom 1, Diss summa cum laude) jetzt seit nunmehr 15 Jahren auf Zeitstellen an diversen Unis in Europa (darunter Cambridge) rumkrepelt. Wenn man stattdessen mit Schmuh Institutsleiter an der Viadrina werden kann, läuft da im bürokratischen Teil des Wissenschaftsbetriebs (und ich sage jetzt genau nicht “in der Wissenschaft”) irgendwas falsch.

  36. #41 Joseph Kuhn
    1. Juli 2021

    Das Journal Vaccines hat ein Editorial Board mit sage und schreibe 373 Mitgliedern. Was machen die wohl alle? Der Lancet kommt mit 20 aus, das NEJM mit 18.

    Immerhin ist das Board damit groß genug, dass auch ein paar zurücktreten können, wie das hier wohl geschehen ist. Den Grund dafür kennt Herr Homburg, er schreibt als Antwort auf einen der Zurückgetretenen:

    “As a former editor, I know its utter nonsense to resign when one dislikes a certain paper. In particular, if that paper had three favourable reviews. Because you are on the payrolls of Gates and Curevac, the true reason for that resignations seems obvious.”

    Die ganze Geschichte hat etwas komisch Irreales. Vielleicht hilft bei alldem ein Satz von Theo Herrmann aus der Festschrift für Ernst August Dölle weiter: “Wahre Würdigung meint im Sinne Dölles immer auch Transzendierung des Gewürdigten”. Walach, Homburg & Co. versuchen möglicherweise einfach nur, in Transzendenz der Welt trivialer Tatsachen die Arbeit von Ernst August Dölle fortzusetzen.

  37. #42 PDP10
    1. Juli 2021

    “Because you are on the payrolls of Gates and Curevac, the true reason for that resignations seems obvious.”

    *seufz*

    Wie sehr zum Deppen möchte sich der ehemals renommierte Finanzwissenschaftler denn noch machen ….

  38. #43 PDP10
    1. Juli 2021

    … Das darf doch alles nicht wahr sein.

  39. #44 PDP10
    1. Juli 2021

    Ob vielleicht ein böser Zwilling seinen Twitter Account übernommen hat und der echte Homburg demnächst aus einer Dusche steigt und sagt: “Es war alles nur ein Traum, Pam!”?

  40. #45 Basilios
    School-Live!
    1. Juli 2021

    @PDP10
    Ich verfolge (indirekt über meine Twitter-Blase) die Tweets von Homburg (oder Humbug, wie er dort gerne genannt wird) schon seit Anfang der Pandemie. Das ist wirklich zum Fremdschämen, was Herr Homburg inzwischen so raushaut. Die Entwicklung im letzten Jahr ist aber auch eine echte Talfahrt mit immer abstruser werdenden Aussagen. Nach meinem Gefühl zieht er sich immer mehr in seine eigene HeileWelt™ zurück.
    Bedauernswert.

  41. #46 Joseph Kuhn
    1. Juli 2021

    Der Vorgang auf retraction watch:

    https://retractionwatch.com/2021/06/29/paper-claiming-two-deaths-from-covid-19-vaccination-for-every-three-prevented-cases-earns-expression-of-concern/

    Walach wird dort wie folgt zitiert:

    “The short version is: we have used and analyzed the data correctly, and not incorrectly. But that the data are less than optimal is clear to everyone and we said so in our paper. The purpose is to generate enough momentum for governments and researchers to finally create the good data that are long overdue.”

    Dazu drei Anmerkungen:

    1. Der Artikel steht eben nicht in der Kritik, weil er versucht, schwache Daten zu analysieren, sondern weil er schwache Daten auf falsche Weise und irreführend analysiert.
    2. Wer absichtlich Staub aufwirbelt, sorgt in der Regeln nicht für mehr klare Sicht.
    3. Weder Regierungen noch Forschern muss man sagen, dass sie die Nebenwirkungen der Impfungen sorgfältig beobachten sollen. Das zumindest wissen sie.

  42. […] Das stimmt. Es gibt keine Impfpflicht in Deutschland. Und dann hat Aiwanger noch hinzugefügt, er wolle sich die Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten anschauen. Das kann man so verstehen, dass er sein persönliches Risiko mit und ohne Impfung mit Blick auf das Infektionsgeschehen abwägt: Was riskiere ich, wenn ich mich diese Woche oder diesen Monat noch nicht impfen lassen, bzw. was gewinne ich, wenn ich es tue. Hier kommt also die „absolute Risikoreduktion“ ins Spiel, von der gerade erst wieder anlässlich Harald Walachs letztem Zahlensalat die Rede war. […]

  43. #49 Joseph Kuhn
    2. Juli 2021

    Kommentar bei “Science”:

    https://www.sciencemag.org/news/2021/07/scientists-quit-journal-board-protesting-grossly-irresponsible-study-claiming-covid-19

    Der Kommentar geht auf die leichtfertige Handhabung von Verdachtsmeldungen zu Impfkomplikationen durch Walach et al. sowie die Rücktritte von Herausgebern und Mitgliedern des Editorial Boards ein. Die Zeitschrift wird hier übrigens als seriös eingeordnet.

    Fortsetzung bei retraction watch:

    retraction watch hat gestern eine Antwort von Walach et al. zu den Vorwürfen gegen ihren Artikel online gestellt: https://retractionwatch.com/2021/07/01/if-the-data-were-not-correct-whose-fault-is-this-authors-of-highly-criticized-covid-19-vaccine-study-defend-it/

    Walach et al.:

    “We used imperfect data correctly. We are not responsible for the validity and correctness of the data, but for the correctness of the analysis.”

    Eine in jeder Hinsicht irritierende Sichtweise. Eine korrekte Analyse wäre gewesen (die Sache mit der NNTV mal beiseite gelassen), wenn die Autoren gesagt hätten: Nähme man die Verdachtsmeldungen als kausal valide an, käme man zu einer Bewertung der Impfung, die den sorgfältigen Nutzen-Risiko-Analysen etwa der STIKO widerspricht und dass man daher mit den Verdachtsmeldungen vorsichtig umgehen sollte.

    Aber das widerspräche der Intention der Autoren. Die unkritische Akzeptanz von Verdachtsmeldungen zu Impf-Nebenwirkungen als echte Zusammenhänge durch das Team Walach-Aukema ist auch kein Anfängerfehler, sondern muss wohl als bewusste Strategie gesehen werden.

    Fortsetzung bei der Zeitschrift:

    Steht noch aus.

  44. […] mit Verdachtsmeldungen zu Impfkomplikationen umgehen und dass sie nicht verstanden haben, was die number needed to vaccinate für die bevölkerungsmedizinische Bewertung von Impfungen bedeutet, oder es bewusst […]

  45. #51 Spritkopf
    2. Juli 2021

    muss wohl als bewusste Strategie gesehen werden.

    So habe ich schon Walachs zuvor erwähnte Anmerkungen verstanden.

    “But that the data are less than optimal is clear to everyone and we said so in our paper. The purpose is to generate enough momentum for governments and researchers to finally create the good data that are long overdue.”

    Übersetzung: “Wir haben nicht die Daten verwendet, die die Sachlage am saubersten darstellen, sondern die den größten politischen Druck generieren.”

    Walach möchte vielleicht gern als Wissenschaftler gesehen werden, ist aber keiner. Sondern ein Bullshitter Aktivist.

  46. #52 Joseph Kuhn
    2. Juli 2021

    Fortsetzung bei der Zeitschrift:

    Heute früh noch nicht, aber jetzt: Retraction.
    https://www.mdpi.com/2076-393X/9/7/729/htm

    “The authors were asked to respond to the claims, but were not able to do so satisfactorily. The authors were notified of the retraction and did not agree.”

    Case closed.

  47. #53 PDP10
    3. Juli 2021

    Case closed.

    Glaube ich nicht.

    Er wird das Paper schon noch in einer anderen “Topzeitschrift” (Homburg) unterbringen.

    Sicher findet sich irgendeine “Topzeitschrift” frei von den “payrolls of Gates and Curevac”. Wäre ja noch schöner, wenn die “Pharmaprofile auf Twitter” das letzte Wort hätten.

    Wie hat er das eigentlich geschafft, ein methodisch ähnlich zweifelhaftes Paper bei der Jama unterzubringen (#47)?

    • #54 Joseph Kuhn
      3. Juli 2021

      @ PDP10:

      “Wie hat er das eigentlich geschafft, ein methodisch ähnlich zweifelhaftes Paper bei der Jama unterzubringen”

      Gute Frage. Die comments zum Artikel auf der Jama Pediatrics-Seite sind lesenswert, vor allem der von Eve Bloomgarden.

      Jedenfalls kann man ziemlich sicher sein, dass dieser Artikel bald als Referenz bei Herrn Kuhbandner, in Querdenkerstatements oder Gerichtsbeschlüssen a la Weimar/Weilheim auftaucht, vor allem, falls im Herbst wieder Masken in Schulen getragen werden müssen.

  48. #55 M. Hahn
    3. Juli 2021

    Aus Eve Bloomgardens Kommentar:
    “Their trial protocol included in supplement 2 outlines that they would also collect blood oxygenation, heart rate and breathing frequency. Yet none of this data was included in this letter.”

    Vielleicht kam nicht das Erwartete raus, und man hat in der Eile vergessen, das Protokoll…. anzupassen?

  49. #57 Joseph Kuhn
    3. Juli 2021

    Weitere Abgesänge:

    1. Factcheck.org mit Kommentierung der Verbreitung des Artikels, u.a. durch Liz Wheeler

    2. Politifact, ein Projekt des Poynter Institute, zum Facebook-Post von Liz Wheeler

    3. Edzard Ernst fragt, ob Walach inkompetent oder unehrlich ist.

    Ich neige ja dazu, wenn möglich Hanlon’s Razor zur Anwendung kommen zu lassen. Aber Walach ist methodisch und wissenschaftstheoretisch nicht naiv, daher ist es in dem Fall vielleicht eher so, dass er glaubt, mit solchen Artikeln einer seiner Meinung nach guten Sache einen Dienst zu erweisen, nach dem Motto, der Zweck heiligt die Mittel – einer besonderen Form moralischer Korruption. Wie nah gut und böse sich dabei kommen können, hatte – in einem theologischen Rahmen – Umberto Eco in seinem Roman “Der Name der Rose” beschrieben, in der der blinde (!) Bibliothekar Jorge von Burgos zum Mörder wird, weil er glaubt, einer guten Sache zu dienen.

  50. #58 M. Hahn
    3. Juli 2021

    Auf Walachs Blog geht das Leben weiter seinen gewohnten Gang.

    Frei nach Liz Wheeler:
    “The Vaccine Study Retraction You’re Not Allowed To See.”

    Zu seiner neuen “Kinder-Masken-Studie” schreibt :
    “Gesichtsmasken […]. Der Nutzen war unklar, der Schaden auch. Mindestens der Schaden ist jetzt klar.”
    So klar für Walach,dass er sich bei 2020news.de zitieren lässt mit:
    “Schulen, Ämter und Behörden, die dies verlangen, machen sich aus unserer Sicht der Körperverletzung schuldig“

    Zur zurückgezogenen Impfstudie sagte er:
    “[…]sind für mich und meine Coautoren folgende Dinge sonnenklar:”

    Nur EINE Studie von Herrn Walach – und schon ist die jeweils untersuchte Frage klar oder sogar sonnenklar.
    Das muss an seiner Methodenkompetenz liegen.

    Wie schrieb Walach in seiner “Kleinen Methodenlehre für Anfänger”, Teil 16 …?

    “Man sieht also „wissenschaftlich bewiesen“ heißt nicht: „irgendwo ist ein positives Ergebnis publiziert“. Es muss auch gewährleistet sein, dass dieses Ergebnis repliziert worden ist.”

    Außer, das Ergebnis stammt von Walach himself. Unter Anwendung der “Beim-ersten-Mal-gleich-richtig-Methode” (TM).

  51. #59 rolak
    3. Juli 2021

    Wie nah gut und böse..

    Wie nah Eigenwelt-gut und Realwelt-böse..

    Es gibt ja auch eine große Grauzone, mit Delikten wie Tyrannenmord et al.

    Die Walach-Positionierung ‘unterwegs im Auftrag einer guten Sache’ klingt recht plausibel – allerdings ändert das nichts an ‘nicht akzeptabel’.

  52. #60 PDP10
    3. Juli 2021

    @rolak:

    Die Walach-Positionierung ‘unterwegs im Auftrag einer guten Sache’

    Ich würd’ ihn jetzt aber nicht gleich mit den Blues Brothers vergleichen – “unterwegs im Auftrag des Herrn!” – sonst kommt der noch auf Ideen.

  53. #61 Joseph Kuhn
    4. Juli 2021

    Walach unter friendly fire:

    Da kann einem Walach fast leid tun, der Homöopath und Impfkritiker Steffen Rabe schreibt:

    “Der Hauptvorwurf an die Studie ist, sie suggeriere, dass die in den Nebenwirkungsdatenbanken erfassten Todesfälle nach der Impfung ursächlich auf diese Impfung zurückzuführen seien. Das ist natürlich wissenschaftlich nicht haltbar (…) Walach hat sich damit bezüglich seiner wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit selbst nachhaltig demontiert – wer so arbeitet, braucht keine wissenschaftlichen Gegner mehr”.

    Vor ein paar Tagen war Rabe in der Sache noch gnädiger:

    “Dass die der Arbeit zugrunde liegenden Daten von methodisch katastrophal schlechter Qualität sind (…), hat das Team um Walach nicht zu verantworten (…) Hier die selben Daten, die Grundlage der gesamten aktuellen politischen Situation sind, einmal anders zu betrachten, ist wissenschaftlich m.E. hochlegitim. Dass dabei keine Arbeit herauskommen kann, auf die man eine wissenschaftliche Kathedrale errichtet, ist aus den geschilderten Gründen unvermeidbar”.

  54. #62 Joseph Kuhn
    6. Juli 2021

    Die medizinische Universität Poznan trennt sich von Walach

    Mit dem Artikel hat Walach wie seinerzeit mit der Masterarbeit zum Kozyrev-Spiegel Reaktionen hervorgerufen, mit denen er selbst vermutlich nicht gerechnet hat und die nun seine Handlungsspielräume einschränken:

    “We wish to emphasize that the claims included in dr Harald Walach’s recent article in @Vaccines_MDPI do not represent the position of @PUMS_tweets. We find that the article lacked scientific diligence and proper methodology. Dr. Walach’s affiliation with PUMS was now terminated.”

    https://twitter.com/pums_tweets/status/1412369022969057282

  55. […] ein paar Tagen wurde hier ein Artikel von Walach et al. diskutiert, der erhebliches Medieninteresse hervorgerufen hat. Nicht wegen seines Anliegens: Dass man die […]

  56. #65 Joseph Kuhn
    7. Juli 2021

    Kommentar im BMJ

    Über mangelnde Resonanz zu seinem Papier in der scientific community kann sich Harald Walach jedenfalls nicht beschweren. Auch im BMJ ist der Vorgang jetzt Thema:

    https://www.bmj.com/content/bmj/374/bmj.n1726.full.pdf

  57. #66 RPGNo1
    12. Juli 2021

    Weitere Informationen über die Walach-Studie “Experimental Assessment of Carbon Dioxide Content in Inhaled Air With or Without Face Masks in Healthy Children”, siehe #47 und #52.

    https://www.volksverpetzer.de/corona-faktencheck/walach-kinder-masken/

  58. […] unmittelbarer Anlass gab ein Artikel von Walach et al. zur Corona-Impfung. Allerdings war das nur ein Teil der jüngsten Aktivitäten […]

  59. #68 Joseph Kuhn
    15. September 2021

    Eine never ending story:

    Walach & Co. haben ihre bei vaccines zurückgezogene Impfstudie in einem anderen Journal untergebracht. So etwas gibt es normalerweise nicht, man muss das wohl als persönliches Bekenntnis des Journalherausgebers zu den Thesen von Walach & Co. interpretieren. Kein Wunder: Editor in Chief ist der Impfgegner James Lyons-Weiler, der selbst Erfahrung mit einer zurückgezogenen Impfstudie hat, unhaltbare Thesen zum Ursprung des Virus verbreitet und über das “Institute for Pure and Applied Knowledge” agiert. Nun gut.

    In einem Blogbeitrag dazu zitiert Walach außerdem fleißig obskure Quellen wie den pseudonymisierten Herrn Ziegler von der sog. “Achse des Guten” und den vermutlich auch nicht unter seinem echten Namen schreibenden Johannes Kreis, Querdenkerautor bei Rubikon und anderen einschlägigen “sozialen Medien”. Walach sagt, Kreis sei Arzt. Möge wenigstens das an Walachs Behauptungen stimmen.

    Vielleicht findet er ja für seine ebenfalls zurückgezogene Maskenstudie auch noch eine Zeitschrift. Beagle Boys Journal of Mask Sciences wäre mein Tipp.

  60. #69 PDP10
    16. September 2021

    Ich sag ja immer nur sehr ungern “ich hab’s ja gesagt” aber
    ich hab’s ja gesagt …

    *seufz*

  61. #70 Joseph Kuhn
    31. Dezember 2021

    Zur number needed to vaccinate:

    Gute Darstellung bei infosperber, zur Abwechslung mal gegen den leichtfertigen Umgang mit der NNTV durch eine Behörde gerichtet: https://www.infosperber.ch/gesundheit/nutzen-der-covid-impfung-irrefuehrende-darstellung-des-bag/

  62. #71 Joseph Kuhn
    29. Januar 2022

    Walachs Studien im Deutschen Ärzteblatt:

    “In den hier dargestellten zurückgerufenen Studien von Walach ist besonders bemerkenswert, dass beide Arbeiten trotz ihrer offen formulierten brisanten Schlussfolgerungen und der leicht erkennbaren fehlenden Fachkunde der Autorinnen und Autoren das Peer-Review-Verfahren nicht nur sehr schnell, sondern offenbar auch ohne Beanstandungen und Prüfung der verwendeten Methodik durchlaufen konnten. Dies deutet zweifellos auf ein Systemversagen hin.”

    https://www.aerzteblatt.de/archiv/222986/Studienrueckrufe-Fake-News-in-Fachzeitschriften

  63. #72 Joseph Kuhn
    8. Januar 2023

    Update:

    In Kommentar #68 hatte ich geschrieben: “Walach sagt, Kreis sei Arzt. Möge wenigstens das an Walachs Behauptungen stimmen.”

    Das ist vermutlich falsch. Johannes Kreis ist bei der BG Holz und Metall in Mainz tätig, und dort, wie es scheint, eher nicht als Arzt:

    “Ich arbeite bei einer Berufsgenossenschaft, habe aber mit dem Verwaltungskram nichts (mehr) zu tun. Früher war ich Unfallsachbearbeiter, vor 15 Jahren bin ich in die IT gewechselt. Zu meinen Aufgaben gehören die Weiterentwicklung des selbst gebastelten Anwendungssystems inklusive Tests, Anwenderbetreuung und -schulung, das Verfassen von Handbüchern und dergleichen.”

    Im Internet findet sich kein Hinweis auf eine ärztliche Tätigkeit, aber das ist egal, er hat das ja auch nie behauptet. In unserem Kontext ist etwas anderes interessanter: Johannes Kreis ist auch Hardcore-Aids-Leugner. Im Dezember hat er einen Text auf einer Seite “demokratisch-links” veröffentlicht, der insgesamt haarsträubend ist, am schlimmsten aber ist eine Passage zu HIV, an der praktisch jeder Satz falsch ist:

    “Der PCR Humbug der „symptomlos Erkrankten“ geht auf HIV und die Hypothese des „slow virus“ zurück. Ein „langsamer Virus“ soll 15 – 20 Jahre nach einer Infektion zu Symptomen führen. D.h. 15 – 20 Jahre lang soll man symptomlos an HIV (nicht AIDS!) erkrankt sein, bevor man danach symptomatisch am AID Syndrom, d.h. an opportunistischen Infektionen durch eine Immunschwäche erkranken soll. Es gibt das AID Syndrom, das in den 1980er und 1990er Jahren bei schwer drogenabhängigen und mangelernährten Homosexuellen in den USA auftrat, nach Jahren des Antibiotikamißbrauchs und multiplen Infektionen mit Geschlechtskrankheiten durch ungeschützten Analverkehr. Aber das AID Syndrome hatte nie etwas mit HIV zu tun. Es gibt keinerlei Beweise für die Existenz von „langsamen Viren“. Nur, nach 15 -20 Jahren der antiretroviralen Therapie ist jeder Mensch krank, von den schweren Zellgiften der mutmaßlichen HIV Therapie (nicht AIDS Therapie!).“

    Auf solche Leute stützen sich Wodarg, Walach & Co. – offensichtlich ohne ihre Quellen zu kennen oder das auch nur als Problem zu sehen. Geglaubt wird, was ins Bild passt. Was für ein Sumpf.