Vermutlich erinnert sich kaum noch jemand an Alice Weidels Gleichsetzung von Korrelation und Manipulation. Ein schönes Beispiel gibt es jetzt zum Thema Impfquoten und Übersterblichkeit. Die „Analyse“ der beiden „Statistiker“, als die sie eingeführt werden, hat das Zeug, einen besonderen Ehrenplatz in der Geschichte der dümmsten Korrelationen einzunehmen.
Zunächst zum Erstautor, Prof. Dr. Rolf Steyer:
„Geboren 1950, Diplom im Fach Psychologie 1977 an der Universität Göttingen, Promotion im Fach Psychologie 1982 an der Universität Frankfurt am Main, Habilitation im Fach Psychologie 1989 an der Universität Trier. Von 1994 bis 1995 Wissenschaftlicher Leiter am Zentrum für Methoden, Umfragen und Analysen (ZUMA) in Mannheim, von 1995 bis 1996 Professor für Methodik und Diagnostik der Psychologie an der Universität Magdeburg; von 1996 bis 2020 Inhaber des Lehrstuhls für Methodenlehre und Evaluationsforschung am Institut für Psychologie der Universität Jena.“
Der zweite Autor, Dr. Gregor Kappler:
„Gregor has been trained as a mathematician and psychology researcher and worked as a lecturer and researcher at the University of Vienna and the University of Jena. (…).
Gregor researched and implemented logical as well as statistical models for text analysis (in java, R, and julia). Since 2017 he focuses on researching a novel nonparametric psychometric model for text/graph data.“
Die beiden verstehen also ganz sicher ihr Fach. Was haben sie nun mit ihrer ganzen Fachkenntnis im Hinterkopf getan? Sie haben die Impfquote und die Übersterblichkeit der Bundesländer in den Kalenderwochen 36-40 korreliert. Die positive Korrelation, je höher die Impfquote, desto höher die Übersterblichkeit, interpretieren sie dann auch noch kausal:
„Vollständige Impfung erhöht die Sterbewahrscheinlichkeit.“
Ich gehe einmal davon aus, dass hier niemand Nachhilfe braucht, was diese Art von „Statistik“ angeht. Aber wenn mir jemand erklären könnte, wie zwei statistisch hochqualifizierte Fachleute offen mit ihrem Namen für einen derartigen Murks als Auftragsarbeit für die Thüringer Abgeordnete Dr. Ute Bergner stehen können? Und wie Zeitungen so etwas ohne ein kritisches Wort abdrucken können?
Ich habe ja eigentlich vor solchen Methodencracks immer höchsten Respekt, weil ich in der Regel nicht wirklich verstehe, was sie mit ihren komplexen Methoden machen. Hier verstehe ich die Leute auch nicht, aber aus anderen Gründen. Selten kam mir mein Psychologiestudium so nutzlos vor.
Kommentare (208)