Wie schickt man eine Nachricht an Geiseln, die irgendwo im Dschungel gefangen gehalten werden? Das kolumbianische Militär nutzte dazu einen Pop-Song mit Morse-Botschaft.

Schon oft haben Gefangene versteckte Nachrichten an Kontaktpersonen außerhalb des Gefängnisses verschickt und dabei die Wärter ausgetrickst. Auf Klausis Krypto Kolumne habe ich beispielsweise schon von Geheimcodes berichtet, die in Briefen versteckt waren. In meinem Buch Versteckte Botschaften gibt es viele weitere Beispiele.

Der umgekehrte Fall – jemand schickt eine geheime Nachricht an einen Gefangenen – ist dagegen deutlich seltener. Hier ist ein Beispiel. In Kolumbien hat sich offensichtlich vor einigen Jahren ein weiterer Fall dieser Art zugetragen (danke an Tobias Schrödel für den Hinweis). Einen ziemlich ausführlichen Bericht darüber gibt es hier.

In Kolumbien gibt es eine Guerilla-Organisation namens FARC, die immer wieder Menschen entführt, um Lösegeld zu erpressen. Offensichtlich haben die Geiseln in Gefangenschaft immerhin die Möglichkeit Radio zu hören. Das kolumbianische Militär kam daher auf die Idee, eine Nachricht an die Geiseln in einem Popsong zu verstecken. Das Ergebnis hieß Better Days und wurde von einem Duo namens Natalia Gutierrez Y Angelo interpretiert. Es erschien 2010 und kann sich musikalisch gesehen durchaus hören lassen:

Haben Sie den Code entdeckt? Ein Tipp: Es handelt sich um Morsezeichen. Diese kann man durchaus heraushören, allerdings muss man wohl schon ein geübter Funker sein, um die Nachricht (sie wird dreimal gesendet) entschlüsseln zu können. Genau darauf spekulierte das kolumbianische Militär. Unter den Geiseln gab es zahlreiche Personen mit einer Funkausbildung, während unter den Geiselnehmern kaum Morse-Kundige vermutet wurden.

Die Morse-Nachricht lautet: .—- —-. / .-.. .. -… . .-. .- -.. — … / … .. –. ..- . -. / ..- … – . -.. . … / .- -. .. — —

Dies bedeutet: 19 LIBERADOS. SIGUEN USTEDES. ANIMO.

Auf Deutsch: 19 Personen wurden gerettet. Sie sind als nächstes dran. Geben Sie nicht auf.

Glaubt man den Verantwortlichen, dann war diese Aktion ein voller Erfolg. Angeblich wurde die Nachricht von den Geiseln vielfach entschlüsselt und weitergegeben. Viele Geiseln schöpften durch die Botschaft neuen Mut und hielten bis zur Befreiung durch. Ob das alles so stimmt, lässt sich schlecht nachprüfen. Eine spannende Geschichte ist es allemal.

Zum Weiterlesen: Versteckte Nachricht im Indie-Popsong

Kommentare (4)

  1. #1 Armin
    8. Januar 2015

    Die angegebene Morse-Nachricht lautet im Klartext aber anders, nämlich: “WHAT A BRILLIANT PLAN”.

    Die tatsächliche Morse-Nachricht müsste so aussehen:
    .—- —-. / .-.. .. -… . .-. .- -.. — … / … .. –. ..- . -. / ..- … – . -.. . … / .- -. .. — —

    • #2 Klaus Schmeh
      8. Januar 2015

      Danke für den Hinweis. Das war wohl ein zu voreiliges Copy und Paste.

  2. #3 Martin
    9. Januar 2015

    Ach, Morse-Code ist doch total veraltet – heutzutage benutzt man dafür eine binäre Codierung:

    https://www.youtube.com/watch?v=dYBZMRWcEBk

    🙂

  3. #4 Jürgen
    Kraam / Germany
    18. Februar 2015

    Hi Martin, kannst ja mal versuchen diesen Binären Code im Kopf zu “übersetzen” …… Morsecode ist nicht nur mittlerweile immaterielles Weltkulturerbe sondern auch noch relativ einfach zu erlernen. Software PC und Handyapp werden wohl bei einer gefangenen Geisel kaum vorzufinden sein ….. 73´s +++ de -:: ..-. ….. .– .–