Die verschlüsselten Altar-Inschriften von Moustier (Belgien) geben seit 170 Jahren Rätsel auf. Gestern war ich vor Ort und konnte mir die beiden Kryptogramme im Original anschauen.
In meiner Liste der 25 bedeutendsten Verschlüsselungsrätsel stehen sie auf Platz 23: die Altar-Inschriften von Moustier. Da es von diesen Inschriften kaum Bildmaterial im Internet gibt, bin ich gestern selbst nach Moustier (eine Autostunde südwestlich von Brüssel) gefahren – mit einem Fotoapparat bewaffnet.
Moustier ist ein Ortsteil der Kleinstadt Frasnes-lez-Anvaing in der belgischen Provinz Hennegau. Obwohl Moustier vom Ruhrgebiet aus in gut zwei Stunden zu erreichen ist, hatte keiner meiner Bekannten je etwas von dieser Gegend gehört – geschweige denn, dass jemand schon einmal dort gewesen wäre. Als ich mich gestern meinem Reisziel näherte, wurde mir klar, warum. Moustier ist ein verschlafenes Dorf tief in der belgischen Provinz. Industrie gibt es dort kaum, der Tourismus hat diese Gegend ebenfalls noch nicht endeckt, obwohl sie durchaus ihren Charme hat. So manche Straße sieht aus wie anderswo ein Feldweg, außerdem gibt es schöne Alleen. Als ich endlich ein Restaurant gefunden hatte, das am Sonntagmittag geöffnet hatte, fand ich auch das Essen durchaus schmackhaft. Der Kellner sprach übrigens weder Englisch noch Deutsch. Wozu auch? Nach den Autokennzeichen zu schließen, verirren sich allenfalls mal ein paar Franzosen (die Grenze ist nicht allzu weit entfernt) in die Gegend, aber bestimmt keine Deutschen.
Die Kirche St. Martin ist typisch für Moustier – ziemlich unauffällig. Wenn man allerdings weiß, dass sich ein spektakuläres Rätsel in diesem Gotteshaus verbirgt, fühlt man sich schnell wie in einem Dan-Brown-Roman.
Irgendwelche Schilder, die auf die Altar-Inschriften hinweisen, habe ich nicht gesehen. Es lagen keine Broschüren dazu aus. Anscheinend weiß man in Moustier nicht, dass die Kirche St. Martin ein so ungewöhnliches Rätsel beherbergt.
Von innen wirkt die Kirche recht ansehnlich. Die beiden fraglichen Altare befinden sich links und rechts vom Hauptaltar. Der linke Altar (Marienaltar) ist auf dem Bild zu sehen, der rechte (Martinsaltar) wird von der Kanzel verdeckt.
Der Marienaltar ist unschwer als solcher zu erkennen. Die verschlüsselte Inschrift prangt hier seit 170 Jahren, ohne dass sie jemand dechiffriert hätte.
Die verschlüsselte Inschrift auf dem Marienaltar ist nicht besonders groß. Wer sie nicht kennt, wird sie kaum beachten.
Und hier ist sie, die erste der beiden verschlüsselten Inschriften. Hier ist die Transkription (nach Nick Pelling):
L F E G K R V Q
Y P Z H N R L B D
M F ^ N V D [
N ^ P V J H M ^
L F N ^ [ B K P
—–
N C L X B P D W
R N [ C H Z R P
M D X R ^ P L N
H F ^ L D N X W
E N L V N D ^ P N
Dies ist der Martinsaltar. Er hat eine andere Inschrift, die allerdings ebenfalls verschlüsselt ist. Die Lösung ist ebenfalls nicht bekannt.
Ich habe fast eine Stunde in der Kirche verbracht. Weitere Besucher gab es nicht. Dabei hätten die Altar-Inschriften zweifellos mehr Interesse verdient. Ich hoffe, dass sie eines Tages eine Touristenattraktion werden. Schön wäre es natürlich auch, die Bedeutung der Inschriften zu finden. Falls ein Leser eine Idee hat, bitte melden.
So sieht die zweite Aufschrift in Großaufnahme aus. Hier die Transkription:
J N L K B F P R
V M G H W H[
Q L S B N F HP
M G [ K H V R
^ L R N F S X V
—–
P F V B L P M R
R A [ G K T D
B N D F J V R W
L U B F P N I D
C [ T R ^ Q M
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