Letzte Woche hielt ich einen Vortrag beim NSA Cryptologic History Symposium. Dabei wagte ich ein Experiment: Ich stellte kryptologisch interessante Kriminalfälle mit Hilfe von Lego-Steinen dar.

Alle zwei Jahre treffen sich Krypto-Geschichts-Interessierte zum NSA Crypto History Symposium in der Nähe von Washington. Letzte Woche war es wieder soweit. Für mich war es inzwischen der vierte Besuch einer solchen Veranstaltung. Selbstverständlich hatte ich wieder einen Vortrag eingereicht. Thema: Ungelöste Kriminalfälle, in denen ein ungelöstes Kryptogramm eine Rolle spielt.

Der Vortrag wurde angenommen. Ich befand mich in spannender Gesellschaft. Vor mir referierte Dan Olson vom FBI, der wohl bekannteste forensische Codeknacker überhaupt. Nach mir kam Zodiac-Killer-Experte Dave Oranchak. Moderiert wurde die Session von FBI-Historiker John Fox.

NSA-Symposium

Insgesamt acht Fälle wollte ich in meinem Vortrag vorstellen. Kurzfristig kam noch ein neunter dazu. Um etwas Originalität in meinen Vortrag zu bringen, wagte ich ein Experiment: Ich stellte die diversen Fälle mit Hilfe von Lego-Modellen vor. So etwas hatte ich zuvor bei einer vergleichbaren Veranstaltung noch nicht gesehen.

Alle im Vortrag vorgestellten Fälle habe ich in Klausis Krypto Kolumne schon einmal behandelt. Im Folgenden zeige ich zu jedem Fall eine Vortragsfolie.

Debosnys-Fall

NSA-Symposium-01-Debosnys

Henry Debosnys (1836-1883) wurde für den Mord an seiner Frau gehängt. Vier verschlüsselte Nachrichten könnten Aufschluss über diesen und weitere Fälle geben, doch sie sind ungelöst.

Zum Weiterlesen:

 

YOG‘TZE-Fall

NSA-Symposium-02-YOGTZE

Der arbeitslose Lebensmitteltechniker Günther Stoll schrieb 1984 das Wort YOG’TZE auf einen Zettel. Kurz darauf starb er unter ungeklärten Umständen.

Zum Weiterlesen: YOGTZE-Fall: So könnte es gewesen sein

 

Der Zodiac-Killer

NSA-Symposium-03-Zodiac

1968 und 1969 tötete der Zodiac-Killer mindestens fünf Menschen. Außerdem verschickte er vier verschlüsselte Nachrichten, von denen bisher nur eine gelöst wurde.

Zum Weiterlesen: Codeknacker auf Verbrecherjagd, Folge 7: Interview mit einem Zodiac-Killer-Experten

 

Ricky McCormicks verschlüsselte Zettel

NSA-Symposium-04-McCormick

Ricky McCormick wurde 1998 ermordet. In seiner Tasche fand die Polizei zwei verschlüsselte Zettel. Sie wurden nie gelöst.

Zum Weiterlesen: Der Code der Maisfeld-Leiche

 

Der Somerton-Mann

NSA-Symposium-05-Somerton

1948 wurde in Australien eine Leiche gefunden, die nie identifiziert werden konnte. Bis kurz vor seinem Tod trug der Unbekannte eine verschlüsselte Nachricht bei sich.

Zum Weiterlesen: Somerton-Mann: Warum erkannte niemand den unbekannten Toten?

 

Rubin-Fall

NSA-Symposium-06-Rubin

Paul Rubin starb 1953 an einer Cyanid-Vergiftung. Er trug einen verschlüsselten Zettel bei sich, der nie gelöst werden konnte.

Zum Weiterlesen: Rubin-Kryptogramm: Der Tote mit der verschlüsselten Nachricht auf dem Bauch

 

Lelele-Kryptogramm

NSA-Symposium-07-Lelele

Bei einer Hausdurchsuchung in den USA entdeckte die Polizei eine seltsame Buchstabenfolge auf einem PC-Bildschrim. Es ist völlig unklar, was diese bedeutet.

Zum Weiterlesen: Wer löst diese Verschlüsselung aus einem aktuellen Kriminalfall?

 

 

Ohio-Kryptogramm

NSA-Symposium-08-Ohio

Nach einem Überfall auf einen Fahrkartenschalter 1916 in Ohio veröffentlichte eine Lokalzeitung einen verschlüsselten Text – vermutlich ein Telegramm, das der Täter verschickt oder empfangen hatte. Die Lösung ist nicht bekannt.

Zum Weiterlesen: Top-25 der ungelösten Verschlüsselungen – Platz 8: Der Ticketschalter-Räuber von Ohio

 

Handy-Kryptogramm

NSA-Symposium-09-Cellphone

Im letzten Moment rutschte das Handy-Kryptogramm aus „Aktenzeichen XY ungelöst“ noch in meinen Vortrag.

Zum Weiterlesen: “Aktenzeichen XY ungelöst” fragt: Was bedeutet die Zahlenfolge 5785/43293091?

 

Ist das Experiment mit den Lego-Modellen geglückt? Das sollen andere beurteilen. Hier ist jedenfalls ein Video des Vortrags (aufgenommen von Richard SantaColoma):



Kommentare (17)

  1. #1 Richard SantaColoma
    https://proto57.wordpress.com/
    28. Oktober 2015

    I am obsessed with the LELE cipher. I’ve spent many hours on it, on several occasions, but so far with no positive results. Nevertheless, somehow I feel it is possible that this does have meaning, and is a fairly simple system. Even if (when!) I have no success, I will write up what I have done on it, so others do not waste time repeating my attempts.

    Love the LEGO’s, by the way. Very funny, and useful at the same time!

  2. #2 Peter Krapp
    28. Oktober 2015

    This was extremely well done – creative and succinct. But what is the sequence? You neither show them in historical order nor (as far as I can tell) in order of complexity – and I had to wonder what the big smile on Olson’s face meant when you mention Klivans…

    • #3 Klaus Schmeh
      31. Oktober 2015

      >But what is the sequence?
      I started with Debosnys because it is very interesting and little known. The others came more or less at random. When I talk about this topic again I might choose a different order (e.g. chronological).

  3. #4 Nils Kopal
    Kassel
    28. Oktober 2015

    Hi Klaus,

    Very nice talk 🙂

    Saw your talk this morning on youtube. Very interesting, but most of the cases were already known to followers of your blog 😉

    And i really like LEGO… Did you build that all on your own? How many hours did it take ?

    • #5 Klaus Schmeh
      31. Oktober 2015

      >Did you build that all on your own?
      Yes.

      >How many hours did it take?
      I’m not sure. Might have been ten hours altogether.

  4. #6 Jens Hansen
    29. Oktober 2015

    Hallo Klaus,

    dein Talk war super, wenn auch durch dein Blog bekannt. Die Lego-Darstellungen haben aber jetzt unvergessliche Engramme zu den einzelnen “Fällen” hinterlassen.

    • #7 Klaus Schmeh
      31. Oktober 2015

      Danke. Der Vortrag hat zumindest Eindruck hinterlassen. Schon auf dem Symposium haben mich viele darauf angesprochen.

  5. #8 Pnugi
    München
    30. Oktober 2015

    Die einen Eisenbahn-die anderen Lego;P

  6. #9 Nick Pelling
    https://www.ciphermysteries.com/
    31. Oktober 2015

    Nice talk, well done. 🙂

    Did you get a chance to talk with Craig Bauer?

  7. #10 Klaus Schmeh
    2. November 2015

    Ray Grant via YouTube:
    Any analysis of the Zodiac ciphers that does not take into account the context of the Zodiac crimes is worthless. People like Oranchak would have us believe that the same man who sent a cipher whose solution is I LIKE KILLING PEOPLE BECAUSE IT IS SO MUCH FUN was also able somehow to produce Z340, which has survived 46 years of having hardware and software kitchen sinks thrown at it without being dented. If cryptography is a legitimate science, it should be able, after 46 years, to give us some idea of what we’re dealing with. In other words, a professional analysis of Z340 should, at the very least, tell us that the cipher likely contains a message, or that the pattern of symbols is consistent with a random generation of them. Colleagues of Oranchak have referred to the “solution” to Z408 as the Zodiac’s “Manifesto.” Well, if that’s your idea of a manifesto, I doubt seriously that you’re bright enough to completely fool the people at that symposium for 46 years with your follow-up to it. I will concede that a base level analysis of the ciphertext, from a purely cryptographic viewpoint, is worth doing. However, since Oranchak and his fellow Zodiac message board posters haven’t bothered to do a base level analysis of the Zodiac crimes from a criminological viewpoint, I don’t see the point. I’m disappointed that Klaus Schmeh would endorse this sort of superficial study. I provide solutions to all four Zodiac ciphers in Chapter 19 of my ebook, Zodiac Killer Solved, available on Amazon.

  8. […] first found out about this cipher mystery from Klaus Schmeh’s presentation at the recent (2015) NSA cryptology history conference (as recorded by Rich SantaColoma), which focused on those historical affairs that involve both an […]

  9. #12 Rick A. Roberts
    17. November 2015

    I have been working on the Debosnys Ciphers. Page No. 9 has a drawing of a Dice with the numbers 6, 1, and 5 on it. Also, there is a drawing of a pitcher and a glass that is shown to be half empty or half full, depending upon whether you are a pessimist or an optimist. I believe that the numbers on the dice, 6+1=7, 6+5=11, and 6=6. In life, the dice are rolled and you roll with the punches or deal with what life gives you. The glass is either half empty or half full; thus, the difference between optimist or pessimist. You can become a pitcher so that you can be source of happiness for others by doing good deeds.

  10. #14 Henry
    24. November 2015
    • #15 Klaus Schmeh
      24. November 2015

      Da hat mich wohl jemand schamlos kopiert 😉

  11. #16 Robert
    2. März 2016

    Waren das eigens angeschaffte Legosteine, oder wurde da das Spielzeug der Kinder geplündert? 🙂
    Sehr nett!

    @Pnugi: Das läßt sich doch auch kombinieren, gibt ja auch Legoeisenbahn!

  12. #17 Klaus Schmeh
    17. Juli 2016

    Da hat mich doch glatt jemand kopiert: