Das neue Jahr beginnt mit einem verschlüsselten Neujahrsgruß (was sonst?) aus dem Jahr 1928. Kann ihn jemand knacken?

Verschlüsselte Postkarten habe ich auf Klausis Krypto Kolumne schon viele vorgestellt (z. B. hier und hier). Ein verschlüsselter Neujahrsgruß war allerdings noch nicht dabei. Umso mehr habe ich mich gefreut, als mir Frank Gnegel vom Museum für Kommunikation in Frankfurt vor einigen Wochen einen solchen zugeschickt hat. Hier ist er:

Postcard-Sendelbach-Neujahr-add

Die Karte ist an eine Ute Enders in Sendelbach am Main adressiert (heute ein Stadtteil von Lohr am Main). Als Straße ist “Steinbacherstr.” angegeben. Eine Straße dieses Namens konnte ich in Sendelbach nicht finden, dafür gibt es eine Steinfelder Straße (dies ist anscheinend die Hauptstraße des Orts). Vermutlich hat sich der Absender mit dem Straßennamen vertan.

Die Karte ist in Breslau abgestempelt, außerdem kann man “Schlesien” auf dem Stempel erahnen. Ein Datum findet sich nirgends. Allerdings ist die Briefmarke (sie zeigt Friedrich Ebert) im Jahr 1928 erschienen. Die letzten beiden Zeichen auf dem Stempel könnten tatsächlich für 28 stehen. Damit zählt diese verschlüsselten Postkarte zu den jüngsten, die ich kenne (anscheinend war das Verschlüsseln von Postkarten zu dieser Zeit schon aus der Mode gekommen).

Hier ist die Bildseite der Karte (nur hier ist zu erkennen, dass es sich tatsächlich um eine Neujahrskarte handelt):

Postcard-Sendelbach-Neujahr-pic

Kann jemand das Kryptogramm entschlüsseln? Es ist anscheinend nicht schwierig. Das erste Wort hat das Muster ABCBDEAB. Mit der Software CrypTool 2 habe ich dafür drei Treffer erhalten.

Die ersten beiden Treffer lauten STUTZEST und STÜTZEST. Der dritte Treffer ist vermutlich der richtige …

Zum Weiterlesen: Wer knackt diese verschlüsselte Postkarte aus dem frühen 20. Jahrhundert

Kommentare (12)

  1. #1 Norbert
    1. Januar 2016

    Ich versuch’s mal trotz später Stunde:

    Teuerste!
    Habe dir von Dresden
    eine Karte gesendet,
    weiß aber nicht, ob du
    sie erhalten hast. Es
    ist hier schoen, aber …
    Durch diesen Kleinen
    sende ich dier meinen
    herzlichsten Neujahrs-
    wunsch.
    Kuß P.

    hs scheint für ß zu stehen, und i und j haben wohl das gleiche Zeichen.

  2. #3 Karl H. Schneider
    1. Januar 2016

    Die Dame heisst Ida Endres, nicht Ute Enders.

    Gutes neues Jahr!

    Khs

    • #4 Klaus Schmeh
      1. Januar 2016

      Stimmt, danke für den Hinweis.

  3. #5 Hanne
    Cuxhaven
    1. Januar 2016

    Tut mir leid, aber diese “Ute” ist keine Ute. Sie heißt Ida. Ganz eindeutig IDA.

    • #6 Klaus Schmeh
      1. Januar 2016

      Stimmt, danke für den Hinweis.

  4. #7 thomas
    nbg
    1. Januar 2016

    die adresse…lautet….bei Lofer.

    das ist in österreich.

    bin mir sicher das es in deutsch österreichisch geschrieben ist 🙂

  5. #8 thomas
    nbg
    1. Januar 2016

    sag mal klaus schmeh….kann man dich auch auf facebook abbonieren? wenn ja wo..danke

    • #9 Klaus Schmeh
      1. Januar 2016

      Ich bin bei Facebook: https://www.facebook.com/schmeh
      Mein Account ist offen, ich nehme aber auch gerne Freundschaftsanfragen entgegen.
      Man kann den Blog via E-Mail abonnieren (auf der Startseite).

  6. #10 Karl H. Schneider
    1. Januar 2016

    # thomas:
    “bei” bezieht sich darauf, dass sie zur Untermiete wohnt, könnte übrigens auch Lohr heißen, ein “e” lese ich nicht, der Straßennamen ist auch nicht eindeutig …

  7. #11 Anderer Michael
    18. Januar 2016

    Sehr geehrter Herr Schmeh,
    seitdem ich ScienceBlog vor knapp 2 Monaten entdeckt habe, sehe ich mich regelmäßig auch bei Ihnen um. Verschlüsselung ist vollkommen neu für mich. Nun glaube ich etwas verstanden zu haben. Ich habe mir auch CRYPtOOL2 angeschaut.
    Wenn jemand bei einem Text, so wie bei diesem Beispiel, einen Buchstaben durch einen anderen oder ein Symbol ersetzt, dieses System durchhält, Beginn und Ende der Wörter eindeutig zu identifizieren ist und man kennt die Sprache. Dann ist es doch mit der Software verhältnismäßig einfach, oder?
    Wenn Sie aber eine zusammenhängende Buchstabenfolge bekommen, das System der Buchstabenersetzung ändert sich ständig, und es werden gar mehrere Sprachen gemischt, ist das überhaupt zu knacken? Und wenn man gar exotische Sprachen verwendet, dann scheint es mir gar unmöglich, wenn diese Kommunikation nur zwischen zwei Personen stattfindet, die diese Sprachen gut beherrschen und sich das System der Buchstabenersetzung merken können. Das heißt diese benötigten dann kein Entschlüsselungshandbuch, welches ev in die Hände eines unerwünschten Mitlesers gelangen könnte. Ich habe mir sogar im groben schon ein System ausgedacht.

    • #12 Klaus Schmeh
      22. Januar 2016

      >Dann ist es doch mit der Software verhältnismäßig einfach, oder?
      Ja, aber nur wenn eine einfache Buchstaben-Ersetzung verwendet wurde. Zum Glück ist dies auf vielen alten verschlüsselten Dokumenten der Fall, was die Sache natürlich einfacher macht. Es gibt aber natürlich auch komplexere Verschlüsselungsverfahren, die deutlich schwerer zu knacken sind.