35 12 C7 9E 9B 4D 41 53 60 BC 75 6E B9 25 B2 53

Die Nachricht besteht aus 16 Buchstaben. Sie beginnt im Klartext mit AA und endet mit ZZ. Dazwischen findet sich ein aus 12 Großbuchstaben bestehender Ausdruck in englischer Sprache.

Das Schlüsselwort, das ich nach der beschriebenen Methode gewählt habe, dürfte zwar schwer zu erraten sein. Dennoch wollte ich mich gegen einen Brute-Force-Angriff schützen. Dazu nutzte ich eine Methode, um ein Verschlüsselungsverfahren gezielt zu verlangsamen: das Anhängen einer (beispielsweise sechsstelligen) Zahl an das Schlüsselwort. Aus ABCDEFGH wird so beispielsweise ABCDEFGH571865. Die sechsstellige Zahl muss sich der Anwender nicht merken. Wenn nun geprüft werden soll, ob ABCDEFGH das richtige Passwort ist, dann bleibt nichts anderes übrig, als von ABCDEFGH000000 bis ABCDEFGH999999 alle Möglichkeiten durchzuprobieren, bis die richtige gefunden ist. Im Extremfall sind dies eine Million Möglichkeiten, im Schnitt 500.000. Die Folge: Wer das richtige Schlüsselwort weiß, muss auf die Verifizierung statt ein paar Mikrosekunden ein paar Sekunden warten. Jemand, der das Schlüsselwort nicht kennt und stattdessen ein ganzes Wörterbuch durchprobieren muss, benötigt dagegen statt ein paar Stunden 500.000 Stunden.

Im Experiment habe ich jedoch keine sechsstellige Zahl, sondern eine Fünf-Byte-Zahl verwendet. Dies kommt wie folgt zustande. Mein von einem Satz abgeleitetes Schlüsselwort besteht aus maximal elf druckbaren Zeichen. Wenn es weniger als elf sind, wird der Rest mit Null-Bytes (gemeint ist nicht das ASCII-Zeichen “0”, sondern ein aus acht Null-Bits bestehendes Byte) aufgefüllt. Da der AES mit 16-Byte-Schlüsselwörtern arbeitet, bleiben am Ende noch fünf Byte übrig. Diese fünf Byte habe ich mit einer Bitfolge gefüllt, was einer Zahl zwischen 0 und 1.099.511.627.775 gleichkommt.

Vor meinem Tod werde ich das Schlüsselwort nicht verraten. Danach werde ich zwei Möglichkeiten haben, es zu übermitteln: entweder als Buchstabenfolge oder in Form eines kompletten Satzes. Sollten Sie das Schlüsselwort irgendwann nach meinem Tod empfangen, dann empfehle ich, mit einem Kryptologen Kontakt aufzunehmen. Vielleicht sind Sie auf eine wissenschaftliche Weltsensation gestoßen.

Zum Weiterlesen: Spektakulärer Flohmarkt-Fund: Verschlüsseltes Buch ist gelöst!

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Kommentare (10)

  1. #1 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2015/12/08/qr-codes/
    22. April 2016

    Angenommen ich empfange nach Ihrem Tod das Passwort, und verheimliche den Empfang?

    Oder ich empfange einen ordinären Brief von Ihnen, in dem das Passwort steht, und tu so, als sei es mir magisch zugeflogen?

    • #2 Klaus Schmeh
      22. April 2016

      >Angenommen ich empfange nach Ihrem Tod das Passwort, und verheimliche den Empfang?
      Das bekomme ich im Jenseits bestimmt mit und schicke das Passwort dann an jemand anderen.

      >Oder ich empfange einen ordinären Brief von Ihnen, in dem das Passwort steht, und tu so, als sei es mir magisch zugeflogen?
      Das ginge nur, wenn ich bei einem solchen Betrug mitspiele. Wenn andere das Experiment wiederholen, würden sicherlich nicht alle betrügen.

  2. #3 Marc
    22. April 2016

    Selbst wenn jemand plötzlich mit der korrekten Entschlüsselung daher käme, wäre dass für mich trotzdem noch kein klarer Beweis für Geister oder dergleichen. Na ja, trotzdem wäre das immer noch wesentlich besser als die “absurden Verfahren” die in der Geisterjäger-Szene zum Beweis von Geistern angewendet werden (EVP etc.)

    • #4 Klaus Schmeh
      22. April 2016

      Stimmt, das wäre noch kein Beweis. Thouless hat daher seine Leser dazu aufgefordert, es ihm nachzutun. Wenn viele Experimente dieser Art positiv enden, ist der Beweis irgendwann erbracht.

  3. #5 Marc
    22. April 2016

    Es gibt auch Menschen die Glauben, dass Zei in dieser
    ominösen Geister-Dimension keine Rolle spielt. Toll, Sie
    scheiden dahin, “versenden” Ihre Nachricht und irgendeine Person im 17 Jahundert empfängt diese und glaubt, Gott hätte zu Ihm gesprochen 🙂

  4. #6 user unknown
    23. April 2016

    @Marc:
    Dann könnte auch Klaus selbst heute, vom toten Klaus der Zukunft, das Passwort bekommen, und in der Tat stellt sich ja die Frage, woher er es sonst initial bekommen soll.

  5. #7 Hans Jahr
    23. April 2016
  6. #8 robsn
    26. April 2016

    Harry Houdini (1874 bis 1926) und seine Frau Bess haben ein ganz ähnliches Experiment veranstaltet. Houdini war ein Feind des Spiritismus. Er hatte mit seiner Frau ein Passwort vereinbart (“Rosabell, believe”). Nach seinem Tod sollte sie jährlich zu Halloween eine Seance mit einem Medium abhalten und versuchen seinen Geist zu beschwören. Sollte ein Medium den vereinbarten Code nennen, wäre das Leben nach dem Tod bewiesen. Tatsächlich wurde die Passphrase nach einigen Jahren vom Medium Arthur Ford genannt. Allerdings stellte sich heraus, dass Bess eine Affäre mit ihm hatte und sie gemeinsame Sache machten. Noch heute treffen sich Magier aus aller Welt und halten zu Halloween eine Seance ab, in der sie versuchen Houdini zu rufen.

  7. #9 Klaus Schmeh
    26. April 2016

    Wolfgang Wilhelm über Facebook:
    Vielleicht sollte noch dazu geschrieben werden: “Für mich, Klaus Schmeh, gehört Verschlüsselung zu meiner Seele dazu.” Nicht dass ein Spaßvogel behauptet, dass vieles aber ausgerechnet solche Informationen nicht mit der Seele mitwandern würden 😉

  8. #10 Klaus Schmeh
    26. Juni 2016

    Wolfgang Wilhelm über Facebook:
    Was bekommt der, der (in hoffentlich erst ferner Zukunft) mit dem Geist von Klaus Schmeh Kontakt aufnehmen kann?

    KS: Weiß ich nicht. Ich bin ja dann tot 😉

    Wolfgang Wilhelm: Na dann kommt bestimmt noch einer, der sagt: der Herr Schmeh hat mir den Code nicht verraten, aber er will der Welt noch dieses oder jenes mitteilen…

    KS: Das ist durchaus möglich.