Auf der britischen Insel Guernsey ist ein verschlüsselter Text aus dem Zweiten Weltkrieg aufgetaucht. Kann ein Leser diesen dechiffrieren?

English version (translated with DeepL)

Vor ein paar Monaten habe ich über ungelöste verschlüsselte Nachrichten aus dem Zweiten Weltkrieg gebloggt. In insgesamt drei Artikeln habe ich alle mir bekannten Kryptogramme dieser Art vorgestellt. Dank der Hilfe meiner Leser konnte ich mehrere Nachrichten von meiner Liste streichen und einige neue aufnehmen.

Dank Blog-Leser Magnus Ekhall …

Quelle/Source: Ekhall

…, der mich auf einen FaceBook-Post von Martin Gillow aufmerksam gemacht hat, kann ich meine Liste der ungelösten Kryptogramme aus dem Zweiten Weltkrieg nun erweiteren.

 

Eine späte Liebe und ein verschlüsselter Text

Zuvor möchte ich aber noch auf ein weiteres Krypto-Fundstück aus Großbritannien eingehen. Die Daily Mail berichtete im Jahr 2013 von einem Neunzigjährigen, der eine verschlüsselte Botschaft an eine 81-jährige schickte, die er bereits 60 Jahre zuvor kennen gelernt hatte und der er schon damals kryptologische Botschaften zugesendet hatte. Tatsächlich heirateten die beiden nach ihrer neuerlichen Begegnung im fortgeschrittenen Alter.

Das folgende Bild zeigt die Botschaft, mit der der Neunzigjährige seine Angebetete bedachte:

Quelle/Source: Daily Mail

Kann ein Leser dieses Kryptogramm lösen? Falls zu private Dinge drin stehen, werde ich den Klartext aus den Kommentaren löschen.

 

Das Guensey-Kryptogramm

Doch zurück zum verschlüsselten Text aus dem Zweiten Weltkrieg. Der besagte FaceBook-Post bezieht sich auf einen Artikel in der britischen Zeitung Guernsey Press, die auf der Ärmelkanal-Insel Guernsey erscheint. Dieser berichtet von einem dort lebenden Ehepaar, das beim Renovieren Ihres Hause auf eine alte Kiste stieß, in der sich einige Gegenstände aus dem Zweiten Weltkrieg befanden. Dazu sollte man wissen, dass Guernsey im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzt wurde. Man dürfte dort also mehr deutsches als britisches Weltkriegsmaterial finden.

Unter dem Material in der Kiste befand sich der folgende Zettel, der anscheinend eine verschlüsselte Botschaft enthält:

Quelle/Source: Guernsey Press

Mir ist nicht klar, worum es sich bei dieser Notiz handelt. Man kann vor allem Gruppen von (meist fünf) Kleinbuchstaben erkennen. Kann ein Leser sagen, ob es sich hier eher um eine britische oder eine deutsche Handschrift handelt?

Mich erinnern die diese Buchstabengruppen an Enigma-verschlüsselte Botschaften, wie sie von Funkern notiert wurden. Anscheinend brachte man diesen in der Ausbildung bei, nur Kleinbuchstaben zu verwenden und diese in jeweils festgelegter Weise zu Papier zu bringen. Dadurch sollten Lesefehler vermieden werden. Der folgende Scan zeigt ein Beispiel:

Quelle/Source: Hörenberg

Die deutschen Soldaten auf Guernsey nutzten natürlich auch die Enigma. Es ist daher nicht auszuschließen, dass wir es mit einer Enigma-Nachricht zu tun haben.

Kann ein Leser mehr zur verschlüsselten Nachricht von Guernsey sagen?


Further reading: Encrypted notes created by a German WW2 soldier

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Kommentare (22)

  1. #1 Mark Caine
    13. Mai 2021

    In Sachen “späte Liebe” lautet die Lösung:
    I HAVE NEVER STOPPED LOVING YOU. HAWARD XX

  2. #2 Mark Caine
    13. Mai 2021

    Nachtrag: DZOOFS = CYNNER,
    also: CYNNER, I HAVE NEVER STOPPED LOVING YOU. HAWARD XX

  3. #3 Klaus Schmeh
    13. Mai 2021

    @Mark Caine: Danke! Ich denke, das muss ich nicht löschen.

  4. #4 Gerd
    13. Mai 2021

    The Guernsey note looks like a record of a coded message however the receiver left out quite a lot of letters as they were probably unreadable due to interference or weak signal. I doubt this can be deciphered with so many letters missing.

  5. #5 Michael BGNC
    Lake Constance
    14. Mai 2021

    I agree with Gerd. The German army used groups of five letters. But the messages are already really short, so only very good hillclimbers could solve them. But with all the missing letters I doubt the messages are solvable.

  6. #6 Patric Hausammann
    Basel
    14. Mai 2021

    Ich denke es müsste heissen:
    “I have never stopped loving you
    ur Howard”

  7. #7 Patric Hausammann
    Basel
    14. Mai 2021

    Nachtrag:
    Ich denke Mark Caine liegt richtig mit “Cynner”.
    Also müsste es meiner Meinung nach vollständig heissen:
    “Cynner,
    I have never stopped loving you

    ur Howard”

  8. #8 Thomas
    14. Mai 2021

    Dafür, dass es sich um eine deutsche Nachricht handelt, spricht auch, dass sich Mrs. Dodsworth mit der Nachricht befasst, die in Bletchley Park an der Entschlüsselung von Enigma-Nachrichten beteiligt war: https://guernseypress.com/news/2021/05/06/marj-95-still-reluctant-to-talk-about-top-secret-job/

  9. #9 Jerry McCarthy
    England, Europa...
    14. Mai 2021

    > Mich erinnern die diese Buchstabengruppen an Enigma-verschlüsselte Botschaften

    It seems to me that there are possibly letters with umlauts present. For example, on the 4th character of the 1st line, and the 1st character of the 6th line the letters could be “ü”

    There also seem to be upper case letters, for example “Z” on the second line.

  10. #10 Jerry McCarthy
    England, Europa..
    14. Mai 2021

    Deshalb, veilleicht nicht Enigma….

  11. #11 Gerd
    14. Mai 2021

    >It seems to me that there are possibly letters with umlauts present.

    The letters you mentioned are u, not Umlauts. The stroke above them is made to better distinguish them from n. If this was not done in english handwriting, it is another hint the message is german.
    An Umlaut requires two strokes or dots.

  12. #12 Jerry McCarthy
    England, Europa...
    14. Mai 2021

    Thanks for that clarification. “u” and “n” are not confusable in English handwriting, so, yes, a hint that it is not English.

  13. #13 Gerd
    14. Mai 2021

    Thanks, Jerry, so we have another hint the record is German. The stroke over the u was common in older german handwriting, as you can see here:
    http://www.deutsche-kurrentschrift.de/index.php?s=abc_antiqua_offenbacher#gross
    and it kind of survived for some time even if modern handwriting (note the e!) has been used.

  14. #14 Mark Caine
    14. Mai 2021

    @Patric Hausammann:
    Wieso sollte YY zu “ur” aufzulösen sein?
    YY löst sich bei dem verwendeten, ziemlich einfachen Verfahren eindeutig zu XX auf. Im Englischen steht “xx” im übrigen regelmäßig für “kisses”.
    Und IBXBSE = Haward, nicht Howard.

  15. #15 Michael BGNC
    Lake Constance
    14. Mai 2021

    You also can see the “u” and “n” handwriting on my original “Schlüsselzettel” Klaus used for his article. In principal you can replace the missing letters by random letters. A good hillclimber should be able to handle this. Olaf Ostwald and Frode Weierud had big success with extrem short ENIGMA messages using a new hillclimbing technology. They call it “Partial Exhaustion of the Plugboard.” Maybe they are interessted …

  16. #16 Michael BGNC
    Lake Constance
    14. Mai 2021

    Olaf and Frode discussed the Guernsey message and came to the conclusion that it is probably not a real (Enigma) cryptogram for various reasons. It looks more like a training slip on which someone has practiced recording groups of five, i.e. a Morse reception exercise. Accordingly, the text would probably be meaningless and any further occupation with it would then only be a waste of time. Original statement from Frode Weierud: “If this had been a cipher message, Enigma or manual cipher, the operator would have written it out in proper lines with at least four or five groups per line. Because of reception problems it is always necessary to keep a good count and overview of the groups such that requests for repeats can be made efficiently and quickly without having to count groups from the beginning etc. Lacking such structure shows that the operator has no experience of handling traffic and already this is enough to be very suspicious about the hypothesis of this being a cipher message.”

  17. #17 Klaus Schmeh
    14. Mai 2021

    Thank you very much for the many comments. It seems the Guernsey cryptogram is not solvable.

  18. #18 Patric Hausammann
    Basel
    14. Mai 2021

    @Mark Caine
    Ja, es scheint sich um eine sehr einfache Cäsar-Chiffre zu handeln (einfach ein Buchstaben im Alphabet nach unten). Mir ist bewusst, dass “YY” um je eins nach unten versetzt “XX” ergibt und dies auch für “kisses” stehen könnte, aber ich war mir jedoch nicht sicher, ob man dieses Verfahren wirklich so eins zu eins verwenden würde, wenn man etwas wirklich verschlüsseln wollte. Dies erschien schon ziehmlich amateurhaft. Jedoch muss ich Ihnen Recht geben, dass das Verfahren ansonsten sehr konsistent erscheint. Was ebenfalls dafür sprechen würde, dass es sich nicht um “Howard”, sondern “Haward” handelt.
    Von dem her denke ich, dass Sie richtig liegen. Ich kann jedoch dieses Vorgehen bei einem verschlüsselten Text nicht nachvollziehen, da dies einfach zu simpel erscheint. Aber gut, von der Wahrscheinlichkeit her betrachtet, erscheint dies am logischsten.

  19. #19 Patric Hausammann
    Basel
    14. Mai 2021

    Frage zum Guernsey Kryptogramm: Weshalb wurden Teile der Nachricht digital unkenntlich gemacht?

  20. #20 Klaus Schmeh
    14. Mai 2021

    >Weshalb wurden Teile der Nachricht
    >digital unkenntlich gemacht?
    Ich habe lediglich Löcher im Papier verwischt.

  21. #21 Patric Hausammann
    Basel
    15. Mai 2021

    @Klaus Schmeh
    Alles klar, das erklärt natürlich alles. Vielen Dank für die schnelle Antwort!

  22. #22 Jerry McCarthy
    England, Europa...
    18. Mai 2021

    @Klaus
    > Thank you very much for the many comments. It
    > seems the Guernsey cryptogram is not solvable.

    Has this conclusion been sent back to Guernsey?