Zwei Königinnen aus der Renaissance-Zeit haben verschlüsselte Briefe hinterlassen, die bisher nicht dechiffriert werden konnten. Kann ein Leser diese beiden Rätsel lösen?

English version (translated with DeepL)

Wieder einmal möchte ich heute in die europäische Geschichte eintauchen. Katharina von Medici (1519-1589) gilt als eine der bedeutendsten Frauen der Renaissance-Zeit. Sie stammte aus der einflussreichen florentinischen Medici-Familie und heiratete 1547 den französischen König Heinrich II., wodurch sie selbst Königin wurde. Ihr Großonkel war Papst Leo X.

Als Regentin für ihre minderjährigen Söhne hatte Katharina zeitweise großen politischen Einfluss. Außerdem brachte sie italienische Kultur an den französischen Hof, was bis heute nachwirkt. Insbesondere gilt Katharina als Begründerin der heute weltberühmten französischen Kochkunst.

Etwas weniger bekannt ist Maria von Medici (1575-1642). Auch sie entstammte dem Medici-Clan und heiratete mit Heinrich IV. einen französischen König. Und auch sie hatte kulturellen sowie zeitweise politischen Einfluss. Insbesondere ging sie als eine bedeutende Fördererin der Kunst in die Geschichte ein.

 

Ein Brief von Katharina

Google sei Dank, bin ich auf der Webseite eines französischen Archivs vor Kurzem auf einen teilweise verschlüsselten Brief gestoßen, den Katharina von Medici verfasst hat.

Quelle/Source: Archives de la Nièvre

Der Brief ist auf das Jahr 1557 datiert. Katharina war zu dieser Zeit Königin von Frankreich. Zwei Jahre später starb ihr Mann, wodurch ihr Sohn zum neuen König wurde. Kann ein Leser dieses Schreiben historisch einordnen?

Das verwendete Verschlüsselungsverfahren könnte eine Buchstaben-Ersetzung sein. Möglicherweise enthält es einige Homophone. Es könnte sich auch um einen einfachen Nomenklator handeln. Findet ein Leser mehr heraus?

 

Zwei Briefe von Maria

Eine gute Quelle für Renaissance-Verschlüsselungen (und vieles mehr) ist die Cryptiana-Webseite von Satoshi Tomokyo. Katharina von Medici wird dort zwar nicht genannt, dafür aber die erwähnte Maria von Medici. Auch diese korrespondierte verschlüsselt. Satoshi hat Scans von zwei Briefen, die Maria verfasst hat, auf seiner Seite aufgeführt:

Quelle/Source: Cryptiana

Beide Briefe stammen aus dem Jahr 1610. In diesem Jahr übernahm Maria die Regentschaft für den noch unmündigen König. Ob der Brief damit in Zusammenhang steht, ist mir nicht bekannt.

Es ist klar, dass Maria ein anderes Verschlüsselungsverfahren verwendet hat als Katharina. Es könnte sich jedoch ebenfalls um eine Buchstaben-Ersetzung, eventuell mit Homophonen, oder um einen einfachen Nomenklator handeln. Wer mehr weiß, möge sich melden.


Further reading: Ungelöste Verschlüsselungen in einem 300 Jahre alten Manuskript

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Kommentare (8)

  1. #1 Norbert
    19. Mai 2021

    @Klaus: Hast du einen direkten Link zum Digitalisat des Briefs von Katharina von Medici? Der im Artikel führt zur Hauptseite der Archives de la Nièvre.

  2. #2 Klaus Schmeh
    19. Mai 2021

    @Norbert: Seltsam, der Link hat vor ein paar Stunden noch zum verschlüsselten Brief geführt. Auch bei Google Images (“lettre codée medici nièvre”) findet man ihn noch. Auf der Seite wird er aber nicht mehr angezeigt. Keine Ahnung, woran das liegt.

  3. #3 satoshi
    Yokohama
    20. Mai 2021

    The letter seems to be addressed to Philibert du Croc, ambassador in Scotland in 1566-1567 and in 1572 (Wikipedia). The clear text mentions the Queen of Scotland (Mary, Queen of Scots). The date seems to be 27 April 1567.
    Links to Catherine de Medici’s letters are given at the end of my article at:
    http://cryptiana.web.fc2.com/code/henryiii.htm

  4. #4 Thomas
    20. Mai 2021

    Der Brief müsste in Ferriers Briefsammlung enthalten sein. Kann nur gerade bei gallica nicht die Bände 2 und 3 finden (1567 müsste in einem der beiden sein).

  5. #5 Thomas
    20. Mai 2021

    Hier ist die Briefsammlung: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k3202184q/f108.item Ich kann den Brief allerdings nicht identifizieren.

  6. #6 Klaus Schmeh
    20. Mai 2021

    @Satoshi: Thanks. To my regret I didn’t see these letters on your page.

  7. #7 satoshi
    20. Mai 2021

    Anyway, this particular letter is found neither in volume 3 nor in volume 10 (supplement).
    So, this still remains interesting.
    The clear text before the cipher looks something like “Jay receu du s^r x3 lettre en datte.” So, is this followed by “du”?

  8. #8 Pascal
    29. Mai 2021

    This letter is included in Paul Destray’s book on Philibert Du Croc, pages 53 & 57: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k932364m/f57.item.r=Paul%20destray
    The original letter is kept in the Nièvre departmental archives.
    In the same book, there is also a letter by King Charles IX to Du Croc (page 80-81) but this one is fully coded.