Um 1905 verschickten drei Briten unabhängig voneinander verschlüssselte Postkarten mit einer darauf abgebildeten Schauspielerin an ihre Geliebten. Eine der Karten ist noch ungelöst.

English version (translated with DeepL)

Vor einigen Wochen habe ich auf Cipherbrain über einen verschlüsselten Brief der Stummfilm-Schauspielerin Mary Miles Minter gebloggt und dabei erwähnt, dass es mit Hedy Lamarr und Diana Dors noch zwei weitere Filmdiven gab, die einen Beitrag zur Krypto-Geschichte leisteten.

Quelle/Source: Wikimedia Commons

Diese Reihe möchte ich heute in gewisser Weise fortführen. Es geht um drei Schauspielerinnen, die ihre Erfolge hauptsächlich in der Vor-Film-Ära feierten und deren Gesicht jeweils eine verschlüsselte Postkarte zierte.

 

Die Zena-Dare-Postkarte

Die erste dieser Schauspielerinnen ist Zena Dare (1899–1969). Sie trat hauptsächlich in Musicals und Komödien auf. Später war sie auch in einigen Filmen zu sehen.

Wie viele Personen aus dem damaligen Showgeschäft, ließ Zena Dare Postkarten drucken, auf denen sie abgebildet ist. Dies war eine willkommene Einnahmequelle.

Quelle/Source: eBay

Vermutlich war es ein Anhänger der Schauspielerin, der vor über einem Jahrhundert eine solche Postkarte an seine Geliebte verschickte und den Inhalt verschlüsselte:

Quelle/Source: eBay

Die Empfängerin lebte in Sheffield, wo die Karte auch abgestempelt ist. Die Briefmarke zeigt den britischen König Edward VII., der zwischen 1901 und 1910 regierte. In dieser Zeit dürfte die Karte geschrieben worden sein. Auf dem Stempel kann man das Jahr 1905 erahnen.

Der Absender nutzte das Morse-Alphabet. Die Nachricht ist daher nicht schwer zu dechiffrieren. Wer Lust hat, kann den Klartext ins Kommentarfeld schreiben.

 

Die Hazel-Thompson-Postkarte

Im Vergleich zu Zena Dare hat deren Kollegin Hazel Thompson deutlich weniger Spuren hinterlassen. Anscheinend war sie vor allem in der Edwardischen Epoche aktiv. Diese ist nach dem bereits erwähnten britischen König Eward VII. benannt und dauerte von 1901 bis 1910. Da der Spielfilm zu dieser Zeit noch keine Rolle spielte, nehme ich an, dass Hazel Thompson im Theater oder Musical auftrat. Weitere Informationen über sie habe ich nicht gefunden. Vielleicht weiß ein Leser mehr über diese Dame.

Immerhin muss Hazel Thompson so bekannt gewesen sein, dass sie eine Postkarte von sich drucken lassen konnte:

Quelle/Source: Worthpoint

Wie es aussieht, wurde diese Postkarte auch gekauft und genutzt – zum Beispiel im Jahr 1905:

Quelle/Source: Worthpoint

Auch hier dürfte ein junger Mann verschlüsselt an seine Geliebte geschrieben haben. Er schickte die Karte aus Lincoln (England) ins 60 Kilometer entfernt gelegene Nottingham.

Der Klartext ist mir nicht bekannt. Kann ein Leser diese Postkarte dechiffrieren?

 

Die Marie-Studholme-Postkarte

Cipherbrain-Leser mit einem guten Gedächtnis werden sich erinnern, dass ich vor zwei Jahren schon einmal über eine verschlüsselte Postkarte gebloggt habe, auf der eine Schauspielerin abgebildet ist.

Quelle/Source: Karsten Hansky

Die abgebildete Dame hieß Marie Studholme (1872-1930) und war vor allem als Musical-Darstellerin erfolgreich. 1903 schickte ein Mann aus Glasgow folgende Nachicht auf einer solchen Postkarte an seine Geliebte:

Quelle/Source: Karsten Hansky

Norbert Biermann hat die Verschlüsselung gelöst:

HONEY, OUR
MAN MADE A-
LL RIGHT.
HOW’S THI-
S WRITING?
ANSWER!



Further reading: Verschlüsselte Weihnachtspostkarte aus dem Jahr 1903 gelöst – mit überraschendem Ergebnis

Linkedin: https://www.linkedin.com/groups/13501820
Facebook: https://www.facebook.com/groups/763282653806483/

Subscribe to Blog via Email

Enter your email address to subscribe to this blog and receive notifications of new posts by email.

Kommentare (7)

  1. #1 Richard SantaColoma
    https://proto57.wordpress.com/
    4. Juni 2021

    OK I’ll be cheap take the easy one… the Morse one… since everyone is embarrassed to. I have no pride, obviously:

    FROM EHC

    … or, FROM EHK if that last dot is crossed out.

  2. #2 Richard SantaColoma
    https://proto57.wordpress.com/2016/03/23/the-modern-forgery-hypothesis/
    5. Juni 2021

    The Thompson postcard reads:

    “Many thanks for letter. I think Monday would suit best. Let me know what time you are coming. It was a mean letter. Shall send same back one small sheet of later. Yours with love, Rose.”

  3. #3 Richard SantaColoma
    https://proto57.wordpress.com/2016/03/23/the-modern-forgery-hypothesis/
    5. Juni 2021

    As for the meaning of the part, “It was a mean letter. Shall send same back one small sheet of later.”, I’m guessing this is in answer to a question about a letter Rose received from someone other than the recipient, Mr. A Bollings. I think… best guess, but just a guess… Rose is saying something like,

    “About that letter from [so and so] that I mentioned, it was a mean letter. I’ll send a sheet of it to you later, so that you can see what I mean.”

    Or like that… And by the way, the “back” in “send back” has a couple of confusing characters. New slanted ones, which I think are old straight ones, and so on. “Back” is my best guess, as it does end in “K”, and works with some closer line-like characters, and the context.

  4. #4 Karo
    Otterfing
    5. Juni 2021

    Hazel Thompson hat in “Major Barbara” die Sarah Undershaft “gespielt”. 1907 das erste Mal gespielt
    In “Man and Superman” war sie Parlourmaid, auch 1907.
    In Candida war sie Miss Coquette
    produziert von George Bernard Shaw.

    Ebenfalls findet man noch viele weitere Postcards von ihr und und anderen damaligen Actress.
    https://tuckdbpostcards.org einfach in der Suchleiste den Namen eingeben

    Die sogenannten Gaiety Girls gab es damals auch. So nannten sich die früheren Burlesque Tänzer, wenn ich es richtig verstanden habe. Diese hatten aber Actressnamen (Künstlernamen).
    Ich gehe davon aus, dass unsere Frau Thompson privat anders hiess, deswegen findet man nicht so viel.

    Es gibt einen Thomas Walker Huey aus diesee Zeit, der eine Witwe namens Hazel Thompson Huey hinterlassen hat. Aber ob dies unsere Hazel ist, konnte ich nicht verifizieren.

  5. #5 Thomas
    5. Juni 2021

    Good job, Richard! Based on your letter assignments, the short text in the upper left corner appears to be “Am going out Sunday.”

  6. #6 Richard SantaColoma
    https://proto57.wordpress.com/2016/03/23/the-modern-forgery-hypothesis/
    5. Juni 2021

    As for the two lines of slanted cipher text on the top left, it is a bit less clear. The fact that there is a plaintext “D” in the first line makes me wonder if that is all in plaintext, like, “I C OLD NO.” (I see old number?). If code, it is “AM FO[D]NG”: see? A problem.

    The second line translates strictly to: “OUT STNDAY”. So that may be “Out Sunday”, with an error on the letter “T” (since it is next to “U” in the alphabet, that may make sense… also, the code letters for T and U are 180 opposite, possibly causing the confusion for Rose).

    I think the “D” was actually meant to be the square box code letter, which is plaintext “I”. So:

    I’m going to take a small leap here, and say that little note is supposed to read, “Am coming out Sunday”.

  7. #7 Richard SantaColoma
    https://proto57.wordpress.com/2016/03/23/the-modern-forgery-hypothesis/
    5. Juni 2021

    Our notes crossed paths, Thomas… but thanks, I believe you are correct… it is “Going”, not my “Coming”.