2013 spielte in einem Kriminalfall die Zahlenfolge 5785/43293091 eine Rolle. Meines Wissens ist der Fall immer noch ungeklärt und die Bedeutung der Zahlen unbekannt.

English version (translated with Deepl)

Wer sich für Verschlüsselung und Kriminalität interessiert, sollte unbedingt am morgigen 26. Juni 2021 meinen ICCH-Vortrag “Crime-related Codes and Ciphers” anhören. Ich werde ihn wieder zusammen mit Elonka Dunin halten. Hier ist die vorläufige Agenda:

Quelle/Source: Schmeh

Die Einwahldaten für diesen Online-Vortrag gibt es wie immer auf der ICCH-Mailing-Liste oder von mir auf Anfrage. Die Teilnahme ist kostenlos.

 

Ein Kriminalfall aus dem Jahr 2013

Im Folgenden geht es zwar um einen Kriminalfall, doch dieser wird morgen nicht zur Sprache kommen.

Saarbrücken im Jahr 2013: Ein Unbekannter versucht, die Ehefrau eines Bank-Filialleiters zu entführen. Diese setzt sich jedoch heftig zur Wehr und kann den Täter schließlich in die Flucht schlagen. Zweieinhalb Jahre später werden Kleidung und persönliche Gegenstände des erfolglosen Entführers in einem nahe gelegenen Waldstück gefunden.

Diesen Fall schilderte die Sendung “Aktenzeichen XY ungelöst” am 14, Oktober 2015. Es war die 500. Ausgabe des Fernseh-Klassikers und damit eine Jubiläumssendung. Interessant am geschilderten Fall ist, dass sich unter den gefundenen Gegenständen ein damals schon altes Handy (Nokia 6021) befand, auf dem handschriftlich insgesamt 12 Ziffern notiert waren.

Handy-Kryptogramm

Quelle/Source: Aktenzeichen XY ungelöst

Die Zahlenfolge, die ich als Xtra-Kryptogramm bezeichnen will, lautet (laut der XY-Sendung):

5785/43293091

Am 16. Oktober 2015, also bereits zwei Tage nach der Sendung, bloggte ich über die rätselhafte Zahlenfolge. Es erschien zwar unwahrscheinlich, dass es sich dabei um eine verschlüsselte Nachricht handelte, aber spannend war die Sache allemal. Es gab immerhin 40 Kommentare zu meinem Artikel. Der entscheidende Hinweis, der zur Lösung des Falles oder zur Enschlüsselung der Zahlenfolge geführt hätte, war leider nicht dabei.

 

Sechs Jahre danach

Mit sechs Jahren Abstand möchte ich noch einmal auf das Xtra-Kryptogramm eingehen.

Wie ich schon 2015 schrieb, lese ich an der viertletzten Stelle der Zahlenfolge eine 5 statt einer 3. Sollte dies zutreffen, dann lautete die korrekte Version “5785/43295091”. Doch wie kam dieser Fehler zustande? Es ist bekannt, dass die Polizei bei Öffentlichkeitsfahndungen nahezu immer wichtige Informationen zurückhält und manche Dinge sogar bewusst falsch darstellt. In diesem Fall sehe ich jedoch keinen Grund, wozu die Ermittler eine Ziffer bewusst hätten verändern sollten. Oder war dies ein Versehen? Oder sehe ich schlecht?

Auffällig finde ich außerdem, wie wenig man im Internet zu diesem Fall findet. Bei Google erhalte ich bei Eingabe der Zahlenfolge genau zwei Treffer: meinen eigenen Blog-Artikel sowie einen Bericht der Bildzeitung, der allerdings nicht näher auf den Fall eingeht. Ursprünglich war die XY-Sendung vom Oktober 2016 auf YouTube zusehen, doch leider ist sie dort inzwischen nicht mehr zu finden. Die offizielle XY-Webseite enthielt bereits zwei Tage nach der Sendung nur noch deutich abgespeckte Informationen zu dieser Geschichte. Eine Zusammenfassung des Falls auf dem Portal e110 ist inzwischen verschwunden.

Offensichtlich war die Polizei also schon kurz nach der Sendung nicht mehr an Hinweisen zum Xtra-Kryptogramm interessiert. Dafür gibt es zwei Erklärungen:

  • Das Rätsel um die Zahlenfolge wurde schnell gelöst, was die Polizei aus fahndungstaktischen Gründen aber nicht veröffentlichte. Es ist sogar möglich, dass die Ermittler schon vor der Sendung einen Verdacht hatten und dieser durch Zuschauerhinweise bestätigt wurde.
  • Die Polizei wurde derart mit Hinweisen überschwemmt, dass sie keine mehr entgegennehmen wollte. Es ist bekannt, dass auch beim Zodiac-Killer und dem Mord an Ricky McCormick extrem viele “Entschlüsselungen” eingingen, was die Polizei vor erhebliche Probleme stellte.

Ich halte den ersten Grund für stichhaltiger. Für diesen spricht vor allem, dass die Polizei in den letzten sechs Jahren anscheinend keinen weiteren Versuch startete, die Bedeutung der Zahlenfolge mit Hilfe der Öffentlichkeit zu ermitteln.

Eine Quelle zu diesem Fall habe ich aber dann doch gefunden: Die Geschichte wird auf dem XY-Wiki geschildert – als “versuchte Entführung”. Dort erfährt man auch, dass der Fall noch ungeklärt ist. Das Xtra-Kryptogramm wird dabei jedoch nicht erwähnt. Dafür wird ein möglicher Zusammenhang mit dem Fall “Maria B.” angesprochen, womit die bis heute ungeklärte Entführung und Ermordung von Maria Bögerl gemeint ist.

 

Was bedeutet die Zahlenfolge?

Nach wie vor würde mich interessieren, was die rätselhafte Zahlenfolge bedeutet. Auf den ersten Blick erscheint eine Telefonnummer möglich. Die Nummer 05785/43293091 existiert jedoch nicht. Handelt es sich vielleicht um eine (auf einfache Weise) verschlüsselte Telefonnummer?

Denkbar ist auch: 5785 ist die PIN der Prepaid-Karte im Handy, und 43293091 ist die PUK. Diese Vermutung ist allerdings so nahe liegend, dass die Polizei sicherlich schon lange selbst darauf gekommen ist. Es lässt sich leicht nachprüfen, ob die besagten Zahlen als PIN und PUK funktionieren, und das hat die Polizei sicherlich schon probiert. Allerdings kann natürlich auch eine PIN oder PUK verschlüsselt sein.

Meine Leser haben außerdem vorgeschlagen, dass es sich um eine Bank-PIN und eine Kontonummer handeln könnte. Oder ist es eine Paketnummer? Oder haben wir es mit Geokoordinaten zu tun?

Hat jemand weitere Ideen, wofür diese Ziffern stehen könnten? Oder weiß ein Leser mehr zum geschilderten Kriminalfall? Sachdienliche Hinweise nehme ich gerne entgegen.

Zum Weiterlesen: YOGTZE-Fall: So könnte es gewesen sein

Kommentare (14)

  1. #1 Magnus Ekhall
    Borensberg
    26. Juni 2021

    To me it looks like the numbers are 5785/43295091 instead of 5785/43293091.

    In any case I have no idea what it could be…

  2. #2 Gimpel
    26. Juni 2021

    Are you sure that all the characters shown are to be read as numbers? The fourth characters from the left and right look more like a capital ‘S’ to me.

    The string 578S/4329S091 could perhaps be something like an inventory number.

  3. #3 Markweger
    26. Juni 2021

    Also eine Telefonnummer hätte ich gesagt.
    Kann ja leicht eine Nummer aus einem anderen Land sein woher der Täter stammt, oder wohin er Verbindungen hat.
    Über der Handy Nummer geschrieben und in der üblichen Schreibweise “Vorwahl / Telefonnummer”.
    Also eine Festnetznummer, aber gut möglich aus irgend einem anderen Land.
    Also sollte mich schon überraschen wenn das nicht ganz einfach eine Telefonnummer ist.

  4. #4 Markweger
    26. Juni 2021

    Bei zwei Nummern wäre ich mir übrigens nicht ganz sicher ob das 9 oder 4 heißen soll.

  5. #5 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/
    26. Juni 2021

    Vielleicht war es eine Kombi PIN/Rufnummer oder PIN/PUK, die aber zu einem geklauten Mobiltelefon gehört haben, bei dem die SIM-Karte vom Täter lange ersetzt worden ist.

    Gegen eine Vorwahl spricht, dass so lange Telefonnummern nur bei sehr großen Orten vorkommen – ich schätze Saarbrücken hat kürzere Rufnummern – und diese haben dann kürzere Vowahlen.

  6. #6 Peter M
    26. Juni 2021

    Zur Nummer kann ich nichts sagen.
    Aber zur 500ersten Sendung.
    Als ich XY das erste mal gesehen habe, war der Fernseher noch Schwarzweiss und hatte 6 Programmknöpfe. 4 deutschsprachige Sender. ARD; ZDF; ORF und SF.
    Oh man, ist das schon so lange her.

  7. #7 Markweger
    26. Juni 2021

    Na ja, wie gesagt die Rufnummer könnte ja aus irgend einem anderen Land sein.
    Die Telefonnummer könnte eventuell eine Nebenstelle beinhalten.
    Ich habe in einem alten Notizblock nachgeschaut, da hatte ich mir die Telefonnummern in der Form notiert, allerdings mit “0” vor der Vorwahl. Es war zumindest früher eine übliche Schreibweise.

  8. #8 Peter M
    26. Juni 2021

    Zur PIN / PUK Nummer.
    Ich weiss nicht wie es früher in Deutschland war, aber bei uns gab es eine Zeitlang so etwas wie Wegwerfnummern.
    Für 20.- eine Nummer an jedem Kiosk. Für 40.- Ein Telefon bereits mit 20.- geladen und neuer Nummer. Dies wurde 2 Jahre später verboten, man musste es dann über Internet und E-Mail registrieren und aktivieren. Auch das geht heute nicht mehr.
    So bekam man locker nicht registrierte Telefonnummern. Ich selber hatte auch 2.

  9. #9 M.Ellguth
    Berlin
    26. Juni 2021

    Ich lese: 5785 / 93295091
    Offensichtlich handelte es sich um eine “Xtra Card Prepaid” der Telekom und die Nummern werden Pin und PUK sein.

  10. #10 naja
    26. Juni 2021

    PIN und PUK hab ich auch sofort vermutet.
    Gerade auf nem Zettelchen mit ner Handynummer sehr naheliegend.

  11. #11 Kerberos
    26. Juni 2021

    Wenn Ziffer ,
    dann eine 5. Es könnte aber auch noch ein
    “S” sein hmmm.
    Mir fällt da die PK-Nummer auf der
    Hundemarke beim Bund ein.
    Ist aber schon zu lange her, daß ich so eine
    gesehen habe. Jedenfalls war der erste
    Buchstabe des Namens mit drin.

  12. #12 Toni-Ketzer
    Wild live
    26. Juni 2021

    Rein zufällig lese ich aus dieser Kolumme mit der Frage nach “5785/43293091”. Die Antwort ist eigentlich sehr einfach. Schon damals wurden im gleichen Handy auch andere als nur der bestimmte Sims eingebaut. Im Prinzip ist es die Kennung inform z.B. PIN und Passwort als Zugang zu einem ganz anderen Sims welcher zeitweise in dem Handy oder auch anderen Handy eingesetzt wurde.

  13. #13 schorsch
    26. Juni 2021

    Es lässt sich wirklich sehr leicht nachprüfen, ob es sich bei den beiden Zahlen um PIN und PUK handelte. Und das ist auch eine völlig überzeugende Antwort auf die Frage, warum die Polizei nach der XY-Sendung so schnell das Interesse an diesen Zahlen verloren hat: Es wird ihnen einfach zu peinlich gewesen sein, öffentlich zuzugeben, dass sie diese überaus naheliegende Schlussfolgerung nicht selbst gezogen haben.

  14. #14 Gimpel
    26. Juni 2021

    @Kerberos

    Personenkennziffer wie bei der Bundeswehr gebräuchlich scheidet wohl aus.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Personenkennziffer_(Bundeswehr)