Im Jahr 1925 wurde ein verschlüsseltes Telegramm aus den USA nach Argentinien verschickt. Der Klartext ist zwar bekannt, gibt aber noch Rätsel auf.
English version (translated with DeepL)
Zunächt einmal möchte ich Werbung für die HistoCrypt, Europas führende Veranstaltung zur Krypto-Geschichte, machen. Nachdem wir im Jahr 2019 eine tolle Konferenz in Mons (Belgien) durchführen konnten, mussten wir die Ausgabe 2020 wegen Corona absagen. 2021 gab es wenigstens eine abgespeckte Online-Ausgabe. Die Konferenzbände sind in beiden Fällen dennoch erschienen.
2022 soll wieder eine vollwertige HistoCrypt stattfinden, und zwar vom 20. bis 22. Juni in Amsterdam. Den Vorsitz des lokalen Organisationskomitees hat mein niederländischer Freund Karl de Leeuw übernommen.
Der Call for Papers für die HistoCrypt 2022 wurde heute noch einmal aktualisiert. Die Frist für die Einreichung von Beiträgen wurde um eine Woche verlängert und dauert nun bis zum 30. Januar 2022. Wer also etwas einreichen will, hat noch zwei Wochen Zeit!
Rückblick: Das Abhorchdienst-Kryptogramm
Am 2. Januar 2022 habe ich über einen verschlüsselten Funkspruch des Abhorchdiensts aus dem Zweiten Weltkrieg gebloggt. Erfreulicherweise haben meine Leser (darunter Max Baertl, Norbert Biermann, Gerd Hechtfischer, Steffen, Steve, The_Piper, schorsch und Matthew Brown) einiges über den Hintergrund dieser Nachricht herausgefunden. Anscheinend stammt sie aus der Schweiz und wurde mit einem englischsprachigen Codebuch verschlüsselt.
Thomas Bosbach hat das möglicherweise verwendete Codebuch identifiziert. Karo hat dieses Codebuch online gefunden. Bob Bogart kann sich an ein ebenfalls passendes Codebuch erinnern (inoffiziell “BABY-Code” genannt), mit dem er selbst einmal gearbeitet hat. Ich vermute, dass es sich um dasselbe handelt.
Kann jemand die Nachricht des Abhorchdiensts mit diesen Informationen entschlüsseln?
Noch eine Codebuch-Verschlüsselung
Dass eine Codebuch-Verschlüsselung gelöst wird, indem man das verwendete Codebuch ausfindig macht, kommt inzwischen relativ oft vor. Das liegt daran, dass immer mehr Codebücher über das Internet zugänglich sind. Insbesondere die Webseiten von von Satoshi Tomokyo und John McVey sind wichtige Quellen hierfür. In meinem Buch “Codebreaking: A Practical Guide”, das ich mit Elonka Dunin geschrieben habe, gibt es ein ganzes Kapitel zu diesem Thema.
Blog-Leser Sebastian hat mich auf ein verschlüsseltes Telegramm aufmerksam gemacht, das vor ein paar Tagen auf Reddit auf die beschriebene Weise gelöst wurde. Danke für den Hinweis! Hier ist das Telegramm:
Dieses Schreiben ist auf den 2. April 1925 datiert. Dem Formular nach zu urteilen, wurde es nach Argentinien geschickt. Der Absender befand sich in Brookline, einem Vorort von Boston in den USA. REKRAB ist wohl die Telegrammkennung des Absenders. Vermutlich hieß dieser “Barker” und wählte seinen rückwärts buchstabierten Namen, da BARKER bereits vergeben war.
Das Telegramm wurde, wie sich zeigte, mit “Bentley’s Complete Phrase Code” kodiert. Der Klartext “Only five days remaining is there any hope of Cristobal Love” ist unter der Nachricht notiert. So wird die Nachricht entschlüsselt:
Allerdings ist mir die Bedeutung von “Cristobal Love” nicht klar. Anscheinend stehen diese beiden Wörter nicht im Codebuch, konnten aber trotzdem entschlüsselt werden. Vermutlich gab es eine zusätzliche Codeliste, die Sender und Empfänger vereinbart hatten.
Und was bedeuten die Begriffe “Cristobal” und “Love” in diesem Zusammenhang? Handelt es sich auch hierbei um Codewörter? Wurden also kodierte Codewörter verwendet? Waren diese so wichtig, dass man sie doppelt verschlüsselte? Oder gibt es eine andere Erklärung?
Vielleicht weiß ein Leser mehr dazu.
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Further reading: Ungelöst: Ein Telegramm von US-Präsident Theodore Roosevelt
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