An den Außenwänden des Eingangs einer U-Bahn-Station in London sind zahlreiche Punktmuster angebracht. Handelt es sich um eine kodierte Botschaft?

English version (translated with DeepL)

Als Steganografie-Interessierter sieht man nahezu überall versteckte Botschaften. Man wird also leicht zu einem Opfer der Pareidolie, wie Psychologen das Phänomen bezeichnen, dass das Gehirn manchmal Dinge erkennt, die eigentlich nicht vorhanden sind. Das häufige Vorkommen von Pareidolie ist darauf zurückzuführen, dass unser Gehirn sehr gut darin ist, Dinge zu erkennen und dabei manchmal über das Ziel hinausschießt.

Ist die vermeintliche verschlüsselte Botschaft auf den Sitzen von Flugzeugen der Fluggesellschaft EasyJet, über die ich vor ein paar Tagen gebloggt habe, auch nur Pareidolie, wie einige Leser meinten? Vielleicht.

Auch beim heutigen Thema könnte wieder eine Pareidolie-Diskussion aufkommen, denn es geht erneut um Muster, die öffentlich zu sehen sind und die den meisten Leuten wohl kaum auffallen, während der Steganografie-Interessierte sofort eine kodierte Botschaft wittert.

 

Der Victoria-Station-Code

Die besagten Muster befinden sich an der Außenwand des Eingangs zur U-Bahn-Station an der Victoria Station in London. Hier ist ein Bild davon:

Quelle/Source: Schmeh

Hier sieht man die Muster etwas genauer:

Quelle/Source: Schmeh

Das Gebäude besteht hauptsächlich aus großen Fenstern. Auf allen anderen Außenflächen sind Platten angebracht, auf denen sich Punkte befinden. Diese Punkte befinden sich in einer 13×9-Matrix, die am Rand teilweise kleiner ausfällt.

Quelle/Source: Schmeh

Die Punktmuster erinnern an Blindenschrift (Braille), allerdings basierte letztere auf einer Sechs-Punkte-Matrix, was hier nicht passt. Soweit ich sehe, sieht nahezu jede Platte anders aus (eine Doppelung habe ich inzwischen entdeckt), und es gibt keine Regelmäßigkeiten.

Quelle/Source: Schmeh

 

Eine kodierte Nachricht?

Bilden die Punkte auf dem U-Bahn-Eingang eine Nachricht? Dies ist zweifellos möglich. Die diversen Muster bieten sogar genug Entropie, um einen ganzen Text zu kodieren.

Interessanterweise habe ich im Internet keinerlei Informationen zu diesem Thema gefunden. Die U-Bahn-Station Victoria Station dürfte im Laufe der Jahre zwar schon von Millionen von Menschen genutzt worden sein, doch anscheinend interessiert sich bisher niemand für das Punktmuster am Eingang. Bin ich wirklich der einzige, dem dieser vermeintliche Code ins Auge gesprungen ist?

Weiß ein Leser mehr dazu? Über Kommentare von Pareidologen, Steganografen und sonstigen Interessierten würde ich mich freuen.


Further readingDie verschlüsselte Nachricht in der Wand einer Sportanlage

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Kommentare (14)

  1. #1 BBr
    Niedersachsen
    29. August 2022

    Das ganze könnte von Conways “Game of Life” inspiriert sein. Die Punktdichte kommt ungefähr hin. Ich glaube allerdings nicht, dass die Muster was sinnvolles tun, wenn man sie dort eingibt.

  2. #2 Norbert
    Berlin
    29. August 2022

    Es ist (etwas stilisiertes) Braille, drei Reihen von Schriftzeichen pro Platte. Der Text ist
    CARDINAL PLACE

  3. #3 Mars
    inzwischen Rhön
    29. August 2022

    ich würde ja sagen, dass es gerade mal 2 platten sind, der rest ist doppelt ,
    auch um das eck verlegte sind die selben .
    grüssle

  4. #4 Doc Cool
    Kryptografie.de
    29. August 2022

    Norbert hat vollkommen Recht: Da steht CARDINAL PLACE, allerdings mit ein paar anderen, ich glaube
    zufälligen, Punktekombinationen dazwischen.

    Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die linke Front zu dekodieren.

    Da hier kein Bilder-Upload möglich ist, habe ich das Bild mit der Dekodierung online gestellt unter:

    https://Kryptografie.de/kryptografie/images/london-victoria-station.jpg

    Ich habe jetzt nicht gecheckt, was auf den anderen Tafeln an den anderen Seiten so steht.

    Aber mit

    https://kryptografie.de/kryptografie/chiffre/braille.htm

    lässt sich das eigentlich ganz komfortabel dekodieren, indem man einfach ein . für einen leeren Platz und
    ein o für einen Punkt eingibt, und zwar in 2×3 Gruppen, wie die Braille-Zeichen sind. Übersichtlicher wird es, wenn man vorher Hilfslinien zieht wie oben in der Dekodierungsgrafik verlinkt.

    Hier ein Beispiel:

    Braille mit Eingabe von . und o dekodieren wählen

    Eingabe:

    oo o. o. oo .o oo
    .. .. oo .o o. .o
    .. .. o. .. .. o.

    .o .o o. oo oo .o
    .o o. oo .. o. .o
    .o .. .. .o .. .o

    oo .o oo o. o. ..
    .o o. .o .. o. ..
    .. .. o. .. o. ..

    Ausgabe:

    CARDIN
    _IHEiF_
    DINAL

    Vielleicht möchten ja die anderen Leser die restlichen Seiten dekodieren und ihr Ergebnis hier posten?
    Würde mich freuen.

  5. #5 echt?
    29. August 2022

    Wenn man überall kodierte Schriften sieht, braucht man mal Urlaub!

  6. #6 Antiker
    Essen
    29. August 2022

    Für mich sieht das nach Ausschnitten aus dem Londoner U-Bahn-Netz aus. Ich hab das mit entsprechenden Bildern verglichen, es gibt einen gewissen Wiedererkennungseffekt.

  7. #7 Thomas
    29. August 2022

    Great find! Hence the dot writing denotes the Cardinal Place exit of Victoria Station: https://www.streetsensation.co.uk/tube_station_exits/victoria_underground_station_exits.htm (see caption of the 3rd photo). I’m wondering whether other exits have similar descriptions.

  8. #8 Kerberos
    29. August 2022

    “”Wenn man überall kodierte Schriften sieht, braucht man mal Urlaub!””
    Helmut Schmidt empfahl in diesem Fall einen Arztbesuch :=)

  9. #9 David Vierra
    29. August 2022

    @Doc Cool

    Before trying to decode anything, I spent a while just searching for repetitions in the dot patterns and found that all of the plates can be made by combining different pieces of a base 30×3 pattern. As you’ve discovered, that pattern is the Braille encoding of CARDINAL PLACE. It is 30 columns wide because it is made of 13 Braille letters, plus two 2-column spaces, one after each word.

    So, I don’t think there are any dots that say anything other than CARDINAL PLACE.

  10. #10 Doc Cool
    Kryptografie.de
    29. August 2022

    @ Kerberos & echt?
    “”Wenn man überall kodierte Schriften sieht, braucht man mal Urlaub!””
    Helmut Schmidt empfahl in diesem Fall einen Arztbesuch :=)

    Wer den zugegebenermaßen ziemlich abgefahrenen Film Pi von Darren Aronofsky aus 1998 und dessen Ende kennt, der weiß, dass sowas böse enden kann.

    Aber Klaus hatte ja etwas gesehen, wo auch was war. Darum müssen wir uns um seine Gesundheit wohl keine Sorgen machen. Das war wohl nur “Kryptologen-Instinkt” 😉

    @ David Vierra
    I’m sharing your opinion. I don’t think, that the other dots have any special meaning.

  11. #11 Norbert
    Berlin
    29. August 2022

    @Thomas: Your assumption that other exits have similar labels is correct. At least this is true for the Wilson Road exit. The image on Street Sensation is too low resolution, but I took a snapshot from Google Street View and was able to read “WILSON ROAD”:

    https://www.dropbox.com/s/ot2yca6easnlm0d/VictoriaStationWilsonRoadExit1.jpg?dl=0

    (@Klaus: Wenn das Bild rechtemäßig in Ordnung geht, kannst du es gerne übernehmen – in meinem Dropbox-Ordner wird es demnächst irgendwann verschwinden …)

  12. #12 Gerry
    29. August 2022

    There is another “coded” entrance Victoria Station / Wilton Road https://goo.gl/maps/UAu8zcfDWB6Bs6Hx5

  13. #13 Hias
    29. August 2022

    @Gerry #11

    WILTON ROAD

    Ebenfalls in Brailleschrift.

  14. #14 Klaus Schmeh
    30. August 2022

    Danke an alle! Dieses Rätsel ist wohl gelöst. Jetzt wäre nur noch zu klären, ob es neben den zwei genannten noch weitere Eingänge der Victoria Underground Station mit einem solchen Muster gibt.