Heute geht es um einen prominenten und um einen unbekannten Tagebuchschreiber aus den USA. Beide nutzten Verschlüsselung.

English version (translated with DeepL)

Zu den schönen Dingen im Leben eines Krypto-Historiker gehört, dass man immer wieder Überraschungen erlebt. Genau das war wieder einmal der Fall, als ich kürzlich – wie schon oft – mit Hilfe von Google nach ungelösten Verschlüsselungen und sonstigen interessanten Geschichten für meinen Blog suchte.

 

Roosevelts Tagebuch

Bei einer meiner Suchanfragen stieß ich auf ein verschlüsseltes Tagebuch des späteren US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt. Von diesem Dokument hatte ich noch nie gehört. Dabei habe ich schon ziemlich oft nach Stichwörtern wie “encrypted diary” oder “encrypted journal” gesucht, ohne dass mir jemals ein Roosevelt-Tagebuch begegnet wäre.

Auch die kryptografischen Aktivitäten von bedeutenden Persönlichkeiten waren immer mal wieder ein Thema auf meinem Blog und in meinen Büchern – von Maria Stuart über Wallenstein bis zu US-Präsidenten wie Jefferson oder Kennedy. Doch auch in diesem Zusammenhang ist mir Roosevelt nicht als Krypto-Tagebuch-Schreiber untergekommen.

Gestoßen bin ich auf Roosevelts Tagebuch schließlich – Google sei Dank – auf einer Seite der Franklin Delano Roosevelt Foundation (wo sonst?). Dort gibt es einen Artikel mit dem Titel “FDR’s Secret Code” von Michael Weishan. In diesem ist von einem Tagebuch die Rede, das Roosevelt führte, lange bevor er US-Präsident wurde. Anscheinend sind einige Passagen darin verschlüsselt. Leider ist nur ein Beispiel abgebildet:

Quelle/Source: FDR Foundation

Das verwendete Verschlüsselungsverfahren ist nicht besonders schwierig: Es gilt 1=A, 2=E, 3=I, 4=O und 5=U. Die Konsonanten werden jeweils durch unvollständige Versionen des Buchstabens kodiert, beispielsweise ¬=T und –=H. Die verschlüsselte Passage lautet im Klartext wie folgt:

After lunch I have a never to be forgotten walk with my darling.” & “And I am going to New York next Sunday.

Roosevelt erwähnt hier also seine Geliebte (“darling”). Laut dem besagten Artikel war das auch der Grund, warum er diese Zeilen verschlüsselte: Seine Mutter sollte von dieser Liebe nichts erfahren.

Wie es aussieht, hat Roosevelt nur wenige Stellen in seinem Tagebuch verschlüsselt, weshalb man hier nicht von einem verschlüsselten Tagebuch sprechen kann. Es müsste aber dennoch noch mehr verschlüsselte Stellen geben. Weiß ein Leser etwas darüber?

 

Elys Tagebuch

Bei der gleich Suche stieß ich auf dem US-Portal “Country Roads” auf ein weiteres Tagebuch von einem US-Amerikaner. Dieser hieß Joseph W. Ely und diente als Soldat im US-Sezessionskrieg.

Auch Ely verschlüsselte einige seiner Einträge. Hier ist das einzige Beispiel, das in der Quelle (der Autor ist Terry L. Jones) genannt wird:

Quelle/Source: Country Roads

Wie im Artikel erwähnt, wurde hier eine Pigpen-Chiffre verwendet. Eine solche basiert in ihrer bekanntesten Form auf folgender Tabelle:

Quelle/Source: Schmeh

Joseph W. Ely verwendete jedoch eine andere Pigpen-Variante. Terry L. Jones schreibt, dass er die Verschlüsselung gelöst hat, doch er nennt keine Details. Kann ein Leser diese Tagebuch-Passage dechiffrieren?


Further readingWer knackt diese Verschlüsselung aus dem “Geheimen Tagebuch” von Johann Caspar Lavater

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Kommentare (3)

  1. #1 Glenn
    10. November 2022

    The pigpen letters alternate between the grids
    ACE_BDF
    GIK_HJL
    MOQ_NPR
    _S_ __T_
    U W_V X
    _Y___Z_

    giving the message
    “I had a long talk with Henry Brown this evening”
    (dot missing from the ‘t’ in ‘with’)

  2. #2 Max Baertl
    10. November 2022

    @Glenn

    Congratulations!

    Henry „Box“ Brown was a famous former slave.

    Link: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Henry_Box_Brown

  3. #3 Klaus Schmeh
    11. November 2022

    @Glenn:
    Thanks for the solution!
    @Max:
    Thanks for this additional information.