Irgendwo im US-Bundesstaat Ohio ist ein Freimaurer begraben. Auf seinem Grabstein ist eine verschlüsselte Inschrift angebracht. Mir ist weder der Klartext bekannt, noch weiß ich, wo genau dieser Grabstein steht.
Die letzten Tage habe ich auf dem International Cryptologic Symposium in Charlotte (USA) verbracht. Es war wieder einmal eine tolle Veranstaltung, die vom Enigma-Experten Jim Oram hervorragend organisiert wurde. Für so eine Konferenz opfere ich gerne eine Urlaubswoche, auch wenn die Reise nicht ganz billig ist. Hier ist ein Video von meinem Vortrag.
Der verschlüsselte Grabstein in Ohio
Einen besonders spannenden Vortrag hielt der US-Professor Craig Bauer, Redaktionsleiter der Fachzeitschrift Cryptologia.
Craig referierte über ungelöste Kryptogramme aus den letzten 600 Jahren. Die meisten davon kannte ich schon (beispielsweise das Voynich-Manuskript, den Zodiac-Killer oder die Debosnys-Kryptgramme). Trotzdem erfuhr ich ein paar Dinge, die ich bisher nicht wusste.
Völlig unbekannt war mir ein Grabstein mit verschlüsselter Inschrift, den Craig vorstellte. Ich habe zwar schon oft über verschlüsselte Grabsteine gebloggt, aber dieses Exemplar fehlt bisher in meiner Sammlung. Es befindet sich irgendwo im US-Bundesstaat Ohio. Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich leider kein Foto davon zeigen (es gibt momentan ohnehin nur eines, von dem ich weiß). Die folgende Zeichnung sollte es aber auch tun.
Der Grabstein ist genau genommen eine Grabplatte, die flach auf dem Boden liegt. Sie hat die Form eines aufgeschlagenen Buchs. Die begrabene Person war Freimaurer. Viel mehr konnte mir Craig Bauer nicht zu diesem Kryptogramm sagen (ich kann leider nicht garantieren, dass es im obigen Bild zu 100 Prozent korrekt wiedergegeben ist, da sich im Original die graue Schrift nicht aussreichend vom Hintergrund abhebt). Bauers Informationen stammen von einem Mann, der selbst Freimaurer ist, aber anscheinend nicht mehr weiß, woher er das Foto des Grabsteins hat.
Wer weiß mehr?
Die erste Frage lautet nun: Wer ist hier überhaupt begraben? Ein John Eliza? Wann ist er gestorben? An einem 16. März?
Die rechte Hälfte des Grabsteins zeigt die besagte verschlüsselte Botschaft. Die verwendeten Buchstaben ähneln einer Freimaurer-Verschlüsselung, wie ich sie schon oft auf Klausis Krypto Kolumne vorgestellt habe (beispielsweise hier und hier). Doch was kann man daraus schließen? Laut Craig Bauer könnte der Klartext eine Aufzählung der Freimaurer-Ämter des Verstorbenen sein. Daher kämen Abkürzungen wie PM, PHP oder PIM (Past Master, Past High Priest, Past Illustrious Master) infrage, was die Dechiffrierung nicht unbedingt einfacher macht.
Und schließlich würde mich noch interessieren, wo genau sich dieser Grabstein befindet. Leider weiß Craig Bauer dies nicht. Ohio ist bekanntlich der US-Staat mit den drei C-Großstädten (Columbus, Cincinatti, Cleveland) und von der Fläche her etwa ein Drittel so groß wie Deutschland. Einen Grabstein findet man dort nicht mal eben auf einem Spaziergang.
Kann jemand eine dieser Fragen beantworten?
Craig Bauer hat in Charlotte übrigens ein Buch über ungelöste Verschlüsselungsrätsel angekündigt, das nächstes Jahr erscheinen soll – und auf das ich natürlich gespannt bin. Das Eliza-Kryptogramm soll darin vorkommen. Wer mehr zu diesem Grabstein sagen kann, hat daher Chancen, im Buch erwähnt zu werden. Wer das Kryptogramm löst, könnte auch in den USA Ruhm ernten.
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Zum Weiterlesen: Ungelöst: Die verschlüsselte Nachricht eines Räubers
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