Dave Oranchak, einer der drei Codeknacker, die die zweite Zodiak-Killer-Nachricht gelöst haben, hat ein weiteres Video veröffentlicht. Darin gibt es neue Informationen zu diesem Jahrhundert-Erfolg.
English version (translated with DeepL)
Sieben Wochen ist es jetzt her, dass Dave Oranchak, Jarl Van Eycke und Sam Blake die Dechiffrierung der Zodiac-Killer-Nachricht Z-340 verkündeten. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass dieses Rätsel, an dem sich 51 Jahre lang selbst die besten Experten die Zähne ausgebissen haben, jetzt gelöst ist. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um den größten nichtmilitärischen Dechiffrier-Erfolg der Geschichte. Wer den Fall des Zodiac-Killers noch nicht kennt, findet hier eine Einführung.
Die Lösung
Das Trio präsentierte die Zodiac-Lösung nicht etwa schriftlich, sondern in Form eines von Dave Oranchak produzierten Videos. Dieses wurde auf YouTube inzwischen 1,8 Millionen Mal aufgerufen. Es ist klar verständlich, und man muss kein Experte sein, um zu verstehen, wie die darin beschriebene Entschlüsselung funktioniert.
Wer es noch nicht weiß: Z-340 wurde in zwei Schritten verschlüsselt. Es spielt keine Rolle, in welcher Reihenfolge man diese zwei Schritte ausführt. Zum einen hat der Killer eine homophone Buchstaben-Ersetzung vorgenommen (“homophon” bedeutet, dass es für jeden Klartext-Buchstaben mehrere Geheimtext-Symbole zur Auswahl gibt). Die folgende Tabelle zeigt, wie diese Ersetzung aussieht, wenn man nur die ersten 20 Buchstaben des Klartexts von Z-340 berücksichtigt:
Zum anderen wurde die Reihenfolge der Buchstaben vertauscht, und zwar so, dass man Springerzüge (zwei Felder vor, eines quer) anwenden muss, um die Botschaft korrekt lesen zu können. Das folgende Diagramm zeigt dies für die ersten 20 Buchstaben:
Mit den beiden Abbildungen kann man nachvollziehen, dass die ersten 20 Buchstaben der Nachricht im Klartext wie folgt lauten: I HOPE YOU ARE HAVING LOT …
Der gesamte Klartext lautet (über ein paar Details herrscht noch Unklarheit):
I HOPE YOU ARE HAVING LOTS OF FUN IN TRYING TO CATCH ME THAT WASN’T ME ON THE TV SHOW WHICH BRINGS UP A POINT ABOUT ME I AM NOT AFRAID OF THE GAS CHAMBER BECAUSE IT WILL SEND ME TO PARADICE ALL THE SOONER BECAUSE I NOW HAVE ENOUGH SLAVES TO WORK FOR ME WHERE EVERYONE ELSE HAS NOTHING WHEN THEY REACH PARADICE SO THEY ARE AFRAID OF DEATH I AM NOT AFRAID BECAUSE I KNOW THAT MY NEW LIFE WILL BE AN EASY ONE IN PARADICE LIFE IS DEATH
Ich kann nur noch einmal betonen, dass es eine sensationelle Leistung der drei Codeknacker war, aus den unzähligen Ersetzungen und Transpositionen, die theoretisch möglich sind, die richtigen herauszufinden.
Dave Oranchaks neues Video
Nun hat Dave ein weiteres Video veröffentlicht. Unter dem Titel “How was the 340 made?” präsentiert es einige interessante Dinge zur Lösung und den Reaktionen darauf.
Zum Einstieg erklärt Dave, dass auch er noch nicht so recht begriffen hat, was im Dezember eigentlich passiert ist. Das alles sei surreal und manchmal denke er, dass er die ganze Geschichte nur geträumt hat.
Dann präsentiert das Video zahlreiche Ausschnitte aus Nachrichtensendungen aus aller Welt, die von der Zodiac-Lösung berichten. Bei 3:00 wird auch ein deutscher Beitrag gezeigt. Leider weiß ich nicht, welcher Moderator in welcher Sendung an dieser Stelle “jetzt wird’s erst richtig wild” sagt. Vielleicht kann ein Leser helfen.
Auch einige Webseiten, die den Dechiffrier-Erfolg verkünden, werden erwähnt – bei 5:58 etwa Nils Kopals Youtube-Video, das die Korrektheit der Lösung bestätigt.
Ganz besonders freut mich, dass Dave bei 7:15 auch meinen Blog erwähnt. Er bedankt sich sogar dafür, dass ich ihm die Goldene Alice verliehen habe. “Bitteschön” kann ich dazu nur sagen.
Offene Fragen
Besonders spannend wird es ab 10:20. Nun geht es um die Frage, wie der Zodiac-Killer beim Verschlüsseln vorgegangen ist. Unklar ist zunächst, wie er die Reihenfolge der Buchstaben verändert hat. Setzte er bewusst auf Springerzüge oder haben sich diese zufällig ergeben? Dave hat eine einfache Methode entdeckt, die zum entsprechenden Ergebnis führt. Sie basiert nicht auf bewusst genutzten Springerzügen, sondern auf einer Verschiebung mithilfe zweier Dreiecke.
Ist das tatsächlich die Methode, die der Killer angewendet hat? Man weiß es nicht.
Es gibt noch weitere offene Fragen zu den Zodiac-Kryptogrammen. Beispielsweise weiß man nicht, wie dieser die homophone Ersetzungstabelle erstellt hat. Hat er einfach für jeden Buchstaben des Alphabets ein paar Symbole festgelegt? Oder steckt ein System dahinter?
Wie oben erwähnt, sind ein paar Details der Entschlüsselung noch nicht geklärt. Insbesondere weiß man nicht, wo die Wörter LIFE IS DEATH im Klartext hingehören. Möglicherweise verwendete der Zodiac-Killer diesen Satz als Füllmaterial, und er hat mit dem Rest der Botschaft nichts zu tun.
Unklar ist zudem, was ein namentlich nicht genannter Autor, der Z-340 schon vor Jahren gelöst haben will, nun macht (18:20). Dieser Autor hat seine Dechiffrierung in einem Buch beschrieben, in dem er außerdem eine Prämie von 10.000 Dollar für denjenigen auslobt, der beweisen kann, dass seine Lösung falsch ist. Dave, der diesen Beweis nun erbracht hat, schlägt vor, dass der besagte Autor das Geld für einen guten Zweck spenden sollte. Ich kannte diese Geschichte bisher nicht, und weiß daher nicht, um welches Buch es sich hier handelt.
Und schließlich sind zwei der insgesamt vier Zodiac-Nachrichten noch immer ungelöst (das Video geht bei 26:50 darauf ein). Eine davon besteht allerdings nur aus 13 Symbolen:
Die andere ist mit 33 Symbolen auch nicht viel ergiebiger:
Es dürfte schwierig bis unmöglich sein, diese beiden kurzen Nachrichten zu lösen. Das habe ich bei Z-340 allerdings auch gedacht.
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Further reading: Can you break this Zodiac Killer copycat message?
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