Vorgestern habe ich über ein verschlüsseltes Grafito auf einem Wasserreservoir gebloggt. Dank der Hinweise meiner Leser kann ich heute nicht nur eine Lösung, sondern auch eine äußerst erstaunliche Hintergrundgeschichte präsentieren.
English version (translated with DeepL)
Am vergangenen Samstag war herrliches Wetter. Ich nutzte die Gelegenheit, um joggen zu gehen. Ich startete in Wellendingen bei Rottweil (Baden-Württemberg) und lief zum 275 Meter hohen Thyssenkrupp-Testturm, der vor dem strahlend blauen Himmel besonders eindrucksvoll wirkte.
Als deutlich interessanter erwies sich jedoch unerwarteterweise ein anderes Bauwerk, an dem ich an diesem Tag vorbeilief: ein in der Nähe von Rottweil gelegenes Wasserreservoir.
Aktuelle Veröffentlichungen
Bevor ich zum eigentlichen Thema zurückkomme, möchte ich erwähnen, dass Web.de einen Artikel über den Zodiac-Killer veröffentlicht hat, in dem ich mehrfach zitiert werde. Auch die Cipherbrain-Leser Dave Oranchak und Jarl Van Eycke werden erwähnt.
Außerdem haben einige weitere Leser interessante Artikel veröffentlicht:
- Richard SantaColoma hat einen neuen Beitrag zum Voynich-Manuskript verfasst.
- Nils Kopal hat (zusammen mit Michelle Waldispühl) einen Artikel über das Dechiffrieren von verschlüsselten Nachrichten aus dem 16. Jahrhundert in der Cryptologia veröffentlicht.
Das verschlüsselte Graffito
Doch zurück zum erwähnten Wasserreservoir. Obwohl ich an diesem schon oft vorbeigekommen bin, ist mir noch nie aufgefallen, dass an dessen Wand ein Graffito zu sehen ist. Dabei ist es vermutlich schon ein paar Jahre alt.
Letzten Samstag habe ich diesen Schriftzug zum ersten Mal bemerkt und gleich fotografiert. Obwohl die Symbole nach einer Verschlüsselung aussehen, erschien mir das Thema für einen Blog-Artikel zunächst zu unwichtig. Später kam ich auf die Idee, das Graffito in einen Artikel aufzunehmen, in dem es hauptsächlich um die verschlüsselte Inschrift von Barga geht – im weitesten Sinne ein Graffito des Mittelalters. Allzu viel versprach ich mir allerdings nicht von der Wasserreservoir-Geschichte.
Doch dann wurde die Sache spannend. Blog-Leser Marcel schrieb in einem Kommentar, dass es sich bei den sieben Graffiti-Symbolen um griechische Buchstaben handelt, die man als KALMBACH lesen kann: Kappa, Alpha, Lambda, My, Beta, Alpha, Chi.
Dieser Klartext erschien mir zunächst nicht besonders spektakulär, denn einen Ort oder ein Gewässer namens “Kalmbach” gibt es meines Wissens in der fraglichen Gegend nicht.
Doch dann erhielt ich einen weiteren Leserhinweis. Dieser bezog sich auf das einzige bewohnte Gebäude, das es in der Gegend des Wasserreservoirs gibt. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Ziegelei, in der heute ein Ehepaar verschiedene Dienstleistungen im Zusammenhang mit Haustieren anbietet. Dieses Ehepaar heißt Kalmbach.
Doch damit nicht genug: Zur Familie gehört auch der Künstler Simon Kalmbach, der heute etwa 26 Jahre alt sein müsste. Hier gibt es einen Zeitungsartikel über ihn. Simon Kalmbach hat wohl in den letzten Jahren in Berlin Kunst studiert. Mehr konnte ich nicht über ihn herausfinden.
Ein Graffito von Simon Kalmbach?
Nun möchte ich zwar nichts unterstellen, aber nach Lage der Dinge muss folgende Frage erlaubt sein: Stammt das Graffito auf dem Wasserreservoir von Simon Kalmbach? Besonders klug wäre es zwar nicht, bei so einer verbotenen Aktion seinen Namen zu hinterlassen, aber die Inschrift ist ja immerhin verschlüsselt. Und wer rechnet schon damit, dass ein solches Graffito irgendwann von führenden Codeknackern analysiert wird?
Leider ist mir keine E-Mail-Adresse von Simon Kalmbach bekannt. Vielleicht kann er sich ja mal melden und dazu Stellung nehmen. Strafrechtlich ist die Sprühaktion vermutlich schon verjährt.
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Further reading: Was bedeutet dieses Graffiti in unbekannter Schrift?
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