Vorgestern habe ich über ein verschlüsseltes Grafito auf einem Wasserreservoir gebloggt. Dank der Hinweise meiner Leser kann ich heute nicht nur eine Lösung, sondern auch eine äußerst erstaunliche Hintergrundgeschichte präsentieren.

English version (translated with DeepL)

Am vergangenen Samstag war herrliches Wetter. Ich nutzte die Gelegenheit, um joggen zu gehen. Ich startete in Wellendingen bei Rottweil (Baden-Württemberg) und lief zum 275 Meter hohen Thyssenkrupp-Testturm, der vor dem strahlend blauen Himmel besonders eindrucksvoll wirkte.

Quelle/Source: Schmeh

Als deutlich interessanter erwies sich jedoch unerwarteterweise ein anderes Bauwerk, an dem ich an diesem Tag vorbeilief: ein in der Nähe von Rottweil gelegenes Wasserreservoir.

Quelle/Source: Schmeh

 

Aktuelle Veröffentlichungen

Bevor ich zum eigentlichen Thema zurückkomme, möchte ich erwähnen, dass Web.de einen Artikel über den Zodiac-Killer veröffentlicht hat, in dem ich mehrfach zitiert werde. Auch die Cipherbrain-Leser Dave Oranchak und Jarl Van Eycke werden erwähnt.

Außerdem haben einige weitere Leser interessante Artikel veröffentlicht:

 

Das verschlüsselte Graffito

Doch zurück zum erwähnten Wasserreservoir. Obwohl ich an diesem schon oft vorbeigekommen bin, ist mir noch nie aufgefallen, dass an dessen Wand ein Graffito zu sehen ist. Dabei ist es vermutlich schon ein paar Jahre alt.

Quelle/Source: Schmeh

Letzten Samstag habe ich diesen Schriftzug zum ersten Mal bemerkt und gleich fotografiert. Obwohl die Symbole nach einer Verschlüsselung aussehen, erschien mir das Thema für einen Blog-Artikel zunächst zu unwichtig. Später kam ich auf die Idee, das Graffito in einen Artikel aufzunehmen, in dem es hauptsächlich um die verschlüsselte Inschrift von Barga geht – im weitesten Sinne ein Graffito des Mittelalters. Allzu viel versprach ich mir allerdings nicht von der Wasserreservoir-Geschichte.

Doch dann wurde die Sache spannend. Blog-Leser Marcel schrieb in einem Kommentar, dass es sich bei den sieben Graffiti-Symbolen um griechische Buchstaben handelt, die man als KALMBACH lesen kann: Kappa, Alpha, Lambda, My, Beta, Alpha, Chi.

Dieser Klartext erschien mir zunächst nicht besonders spektakulär, denn einen Ort oder ein Gewässer namens “Kalmbach” gibt es meines Wissens in der fraglichen Gegend nicht.

Doch dann erhielt ich einen weiteren Leserhinweis. Dieser bezog sich auf das einzige bewohnte Gebäude, das es in der Gegend des Wasserreservoirs gibt. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Ziegelei, in der heute ein Ehepaar verschiedene Dienstleistungen im Zusammenhang mit Haustieren anbietet. Dieses Ehepaar heißt Kalmbach.

Doch damit nicht genug: Zur Familie gehört auch der Künstler Simon Kalmbach, der heute etwa 26 Jahre alt sein müsste. Hier gibt es einen Zeitungsartikel über ihn. Simon Kalmbach hat wohl in den letzten Jahren in Berlin Kunst studiert. Mehr konnte ich nicht über ihn herausfinden.

 

Ein Graffito von Simon Kalmbach?

Nun möchte ich zwar nichts unterstellen, aber nach Lage der Dinge muss folgende Frage erlaubt sein: Stammt das Graffito auf dem Wasserreservoir von Simon Kalmbach? Besonders klug wäre es zwar nicht, bei so einer verbotenen Aktion seinen Namen zu hinterlassen, aber die Inschrift ist ja immerhin verschlüsselt. Und wer rechnet schon damit, dass ein solches Graffito irgendwann von führenden Codeknackern analysiert wird?

Leider ist mir keine E-Mail-Adresse von Simon Kalmbach bekannt. Vielleicht kann er sich ja mal melden und dazu Stellung nehmen. Strafrechtlich ist die Sprühaktion vermutlich schon verjährt.


Further reading: Was bedeutet dieses Graffiti in unbekannter Schrift?

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Kommentare (4)

  1. #1 Klaus Schmeh
    11. März 2021

    In der ursprünglichen Version des Artikels hieß es, der Zugang zu Nils Kopals Artikel sei kostenpflichtig. Der Artikel ist jedoch als Open Access erschienen und daher kostenlos. Ich habe dies korrigiert.

    Ein Leser hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass die korrekte Einzahl von “Graffiti” “Graffito” lautet. Das ist richtig, ich habe es korrigiert.

  2. #2 gedankenknick
    12. März 2021

    Ich beziehe mich mal auf diese Webseite: https://blog.burhoff.de/2015/10/ein-tag-ist-eine-unterschrift/

    In der Graffiti-Szene gilt die Regel, dass ein Tag-Schriftzug nur von einem Graffiti-Sprüher benutzt wird und daher individuell zugeordnet werden kann […] im Graffiti-Jargon ist das „Tag“ ein Signaturkürzel des Graffiti-Sprühers und stellt sein Pseudonym dar; es wird häufig als Unterschrift verwendet, aber auch als territoriale Markierung mit dem Ziel, den eigenen Style zu präsentieren und in einem bestimmten Gebiet besonders präsent zu sein […]

    Ich würde dieses Grafitto als Tag zuordnen (auch wenn das nicht mein Sachgebiet ist). Dass unten rechts auch noch “First” – also “Erster” – dazugeschrieben wurde, um zu zeigen, wer hier den Anspruch hat, passt m.E. zu dieser Betrachtung. Den eigenen (verschlüsselten) Klarnamen als Tag zu verwenden, halte ich aus Strafverfolgungsgründen zwar nicht unbedingt für schlau – jedoch würde es einem Tagger eher weniger in den Sinn kommen, jemand anderen mit den eigenen Federn zu schmücken.

    Insofern liegt der Schluss, dass eine Person gleichen Names dieses Tag angebracht hat, zumindest sehr Nahe. Ob – und wenn ja in welchen Kreisen – diese Person die Urheberschaft hinterher zugibt, ist jedoch noch eine ganz andere Problematik.

  3. #3 Klaus Schmeh
    13. März 2021

    Maven Feliciano via Facebook:
    From my little knowledge of Greek, it looks like it simply reads Kalmb (but the k looks like an h).
    Being familiar with graffiti myself, as a writer and piecer, I can tell you this is standard graffiti lettering. Depending who you ask, it’s a simple throw up or fill-in. Essentially, what the uninitiated lay person would call “bubble letters.”
    Besides graffiti being written in a wild way that seems to obscure the letters/words, I wouldn’t say it has much to do with codes (generally speaking), and even less to do with cryptography.
    I would say we write in a secret/hidden way, in which one would need to be learned in the construction of various letters that are ambiguous to the outside world. Mostly, the letters are, if you look closely, are nothing more than “bent” and twisted letters, but at times certain letters are replaced with other devices, as well as merging letters (as ligatures in typography), and also intertwining of the letters that make it so obscure.

  4. #4 Klaus Schmeh
    13. März 2021

    Maven Feliciano via Facebook:
    There is a figure(?) I failed to mention after the letters I could read (Kalmb). This may be the “ec” letters written in an unusual way, but I don’t think so. It may be one of those devices I mentioned that would replace the letters.
    But also notice it is spaced a bit further. My opinion is that if the letter is mean to read “kalmbec” then it was abbreviated, and something else was added. The addition is usually the case of identifying the writer, or to who it was dedicated to (if to anyone), or a crew they represent, and the likes thereof.
    As far as legal trouble expiring, perhaps in Demark or other European countries, but in the States it has become a major crime, especially in NYC where it could be a felony (for repeat offenders), and I don’t believe there is a time limit to be prosecuted.
    The only thing saving such a person is not being caught and not being found out what the person writes, otherwise, just knowing what they write could lead to a case even without getting caught. Not sure how they would be to prove it other than cameras or self incrimination through intimidation.