Lambros Callimahos (1910-1977) war ein Musiker und NSA-Kryptologe. Er hat in seine drei wichtigsten Bücher jeweils einen kurzen verschlüsselten Text eingeschmuggelt. Meines Wissens sind diese Kryptogramme noch ungelöst.

English version (translated with DeepL)

Musik und Kryptologie passen offenbar sehr gut zusammen. Zu den Lesern dieses Blogs gehören beispielsweise der Musikprofessor Norbert Biermann (hier ist ein interessanter Artikel, in dem er erwähnt wird) und Peter Krapp, ein Musiker und Musikwissenschaftler. Der Violinist Stefan Krah rief das M4-Projekt ins Leben, das mehrere Enigma-Funksprüche per verteiltem Rechnen löste. Auch der Komponist Edward Elgar hatte ein Interesse an der Verschlüsselungstechnik und hinterließ (angeblich) ein bis heute ungelöstes Kryptogramm.

Quelle/Source: Wikimedia Commons

Die umfangreichste und beeindruckendste Serie verschlüsselter Postkarten, die mir bekannt ist, stammt von dem österreichischen Musiker Josef Fröwis. Sie umfasst 44 Karten, die in einer Notengeheimschrift beschrieben sind.

Quelle/Source: Bregenzerwald Archiv

Nummer zwei in dieser Rubrik sind die 35 ebenfalls verschlüsselten Postkarten von Albert Pohrt – auch er war Musiker und nutzte eine Notengeheimschrift.

Quelle/Source: Wieser

 

Lambros Callimahos

Ein weiterer Musiker, der in der Kryptologie Besonderes leistete, war Labros Callimahos (1910-1977). Der griechischstämmige US-Amerikaner machte vor dem Zweiten Weltkrieg als Flötist Karriere. Er spielte zunächst in München und Wien und wurde am Mozarteum in Salzburg zum Professor ernannt. Später war er auch in den USA aktiv.

1941 trat Callimahos der US-Armee bei und begann dort seine Laufbahn als Kryptologe. Diese führte ihn nach dem Zweiten Weltkrieg zur NSA. Bekannt ist Callimahos heute vor allem als Didakt in Sachen Kryptotologie. Er entwickelte eine Serie von verschlüsselten Texten, die den Nachrichtenaustausch bei einem Angriff auf die fiktive Insel Zendia simulierten. Diese inzwischen als “Zendian Problem” bekannten Kryptogramme spielten bei der Ausbildung von NSA-Kryptologen eine wichtige Rolle. Inzwischen sind sie als anspruchsvolle Rätselserie beliebt. 1976, ein Jahr vor seinem Tod, ging Callimahos in den Ruhestand.

Callimahos verfasste außerdem das dreiteilige Werk “Military Cryptanalytics”, in dem es um das Lösen von Verschlüsselungen geht (er plante mehrere weitere Teile, konnte diese aber nicht mehr abschließen). Bei den ersten beiden Teilen wirkte sein Kollege William Friedman mit. Der dritte Teil von “Military Cryptanalytics” wurde von der NSA erst im Dezember 2020 für die Öffentlichkeit freigegeben. Hier kann man ihn herunterladen. Einige Stellen sind geschwärzt. NSA-intern erschien dieses Buch im Oktober 1977, also genau in dem Monat als Callimahos starb.

 

Drei Kryptogramme und ein viertes

Blog-Leser Richard Bean hat mich dankenswerterweise darauf aufmerksam gemacht, dass am Ende des letzten Kapitels von “Military Cryptanalytics” (Teil 3) ein kurzer verschlüsselter Text zu sehen ist:

Quelle/Source: NSA

Dieses Kryptogramm hat 26 Buchstaben. Der waagerechte Strich darüber trennt es vom letzten Buchkapitel. Danach folgen mehrere Anhänge. Der Text davor und danach nimmt keinen Bezug auf diese Buchstabenfolge.

Richard Bean ist in einer Veröffentlichung der Association of Former Intelligence Officers (AFIO) aus dem Jahr 2004 auf dieses Krypto-Rätsel gestoßen. Anscheinend kannte Charles Varga, der eine Callimahos-Biografie schreiben wollte, die jedoch nie erschienen ist, das Kryptogramm bereits damals, obwohl das Buch zu dieser Zeit noch als geheim eingestuft war. Varga berichtete außerdem, dass auch die ersten beiden Teile von “Military Cryptanalytics” einen verschlüsselten Text enthalten. Diese Botschaften stehen jeweils am Ende des letzten Kapitels, bestehen jeweils aus 26 Buchstaben und werden im Buchtext nicht referenziert.

Ein Blick in den ersten Teil (Ausgabe von 1956) bestätigt diese Beobachtung. Dort fand ich folgendes Kryptogramm:

Quelle/Source: NSA

Auch im zweiten Teil ist das Kryptogramm leicht zu finden:

Quelle/Source: NSA

Hier ist die komplette Liste der drei Kryptogramme (in der AFIO-Veröffentlichung ist der fünfte Buchstabe der ersten Nachricht falsch angegeben, was ich zunächst übernommen, aber inzwischen korrigiert habe):

(1) VUIFH HAFWN JMVDJ JWHIZ JWNRJ M

(2) YYJIU KDPRJ ZCZUO OVHTR BEFLA E

(3) FKUPK JYZVB NCJNC RCAVP XIIAI P

Meines Wissens ist die Lösung dieser drei Zeilen bisher nicht bekannt. Schafft es ein Leser, diese Zeilen zu knacken?

Bei meiner Recherche bin ich auch auf eine frühere Version des ersten Teils von “Military Cryptanalytics” gestoßen. Sie stammt aus dem Jahr 1952. Hier findet sich an der besagten Stelle ebenfalls ein Kryptogramm, das aber nicht in diese Serie passt und nur aus 15 Buchstaben besteht. Anscheinend hat Callimahos es in der späteren Ausgabe ersetzt. Hier ist es:

Quelle/Source: NSA

Wer die Lösung herausfindet, kann sie gerne als Kommentar veröffentlichen. Spoiler: Es ist nicht ganz so schwieirig.


Further reading: Das zweite Kryptogramm von Diana Dors

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Kommentare (5)

  1. #1 Rainer Boldhaus
    Bad Bevensen
    20. März 2021

    Haste makes waste

  2. #2 Karo
    München
    20. März 2021

    Wenn ich das richtig sehe, dann hat Friedmann Military Cryptanalysis mit 4 Parts? rausgebracht und Callimaho Military Cryptanalytics.

    Eine “Verbesserung” von Friedmanns Werken.
    Findet man unter archive.org die Friedmann Parts. Kann man komplett durchlesen, eventuell findet sich da eine Lösung drin, hab sie noch nicht komplett fertig gelesen, weil es ziemlich viel ist.

  3. #3 Peter Krapp
    Irvine
    20. März 2021

    Zu den Gründen warum Musik und prädigitale Kryptologie zueinander passten zählen die mathematische Seite der Musik, die Erfahrung mit Inversionen und anderen Verwandlungen von musikalischem Material, sowie die Übung in nicht-semiotischen und verkürzten Notationen.

  4. #4 Bill Briere
    Wyoming, USA
    21. März 2021

    VUIFN HAFWN JMVDJ JWHIZ JWNRJ M
    YYJIU KDPRJ ZCZUO OVHTR BEFLA E
    FKUPK JYZVB NCJNC RCAVP XIIAI P

    It seems likely that all three are the same phrase–each enciphered with a different polyalphabetic substitution method (or at least a different key). It also seems likely that Callimahos meant for these to be solved, despite their shortness, which points to either a relatively obvious plaintext phrase or a relatively obvious key.

    My wife Jew-Lee suggests “KNOWLEDGE IS POWER. (W.F. FRIEDMAN)” as a possible crib for the entire 26-letter message. That would be exactly the sort of mini tribute that one might expect Callimahos to have placed there.

  5. #5 Klaus Schmeh
    28. März 2021

    Stanislav Drastich via Linked-in:
    “It can be also “Oysters and red wine” ”