Heute geht es um fünf verschlüsselte Botschaften, die zwar lösbar aussehen, aber bisher allen Dechiffrier-Versuchen widerstanden haben.
English version (translated with DeepL)
Am heutigen Samstag um 18 Uhr (deutsche Zeit) gibt es wieder ein Webinar der International Conference on Cryptologic History (ICCH). Die Teilnahme ist kostenlos, wer dabei sein will, kann mir gerne eine Mail schicken. Anders als sonst, wird dieses Mal jedoch kein einzelner Referent mit einem Vortrag vertreten sein. Stattdessen findet eine offene Diskussion statt, an der sich jeder beteiligen kann. Wer will, hat fünf Minuten Zeit, um ein bestimmtes Thema vorzubringen.
Natürlich will ich diese Gelegenheit nutzen. Doch womit? Ich habe mich entschlossen, in meinen fünf Minuten fünf ungelöste Verschlüsselungen vorzustellen, die ich irgendwann in den letzten Jahren auf meinem Cipherbrain-Blog behandelt habe. Auf besonders prominente Fälle, wie das Voynich-Manuskript oder die Kryptogramme des Zodiac-Killers, will ich dabei verzichten. Stattdessen soll es um einige weniger bekannte Krypto-Rätsel gehen, bei denen ich die Chance, dass sie entschlüsselt werden können, für relativ groß halte. Wenn im Rahmen einer ICCH-Diskussion 25 kompetente Augenpaare auf ein Krypto-Rätsel schauen, so meine Hoffnung, könnten sich zumindest neue Ansätze ergeben.
Im Folgenden werde ich die fünf ausgewählten Kryptogramme (ich nenne sie “Cold Cases”) vorstellen – natürlich nicht nur für ICCH-Teilnehmer.
Zigaretten-Etui-Kryptogramm
Im Jahr 2017 schickte mir ein Blog-Leser, der anonym bleiben will, Fotos von einer verschlüsselten Widmung auf einem Zigraettenetui zu.
Ich dachte eigentlich, es handle sich um eine einfache Buchstaben-Ersetzung, wie sie beispielsweise auf zahlreichen Postkarten der damaligen Zeit zu sehen sind. Meine Leser lösen derartige Kryptogramme normalerweise innerhalb von Stunden.
Doch diese Widmung auf dem Zigarettenetui erwies sich als harte Nuss. Obwohl ich inzwischen mehrfach darüber gebloggt und vorgetragen habe, konnte bisher niemand zur Klärung dieses Rätsels beitragen. Ein Tipp, den ich kürzlich erhalten habe, stammt von einem Blogleser namens Martin. Ihm ist aufgefallen, dass die Widmung etwas weniger exotisch aussieht, wenn man sie auf den Kopf stellt:
Vielleicht hilft das ja weiter. Ich hoffe weiterhin, dass dieses Rätsel irgendwann gelöst werden wird.
Das Fair-Game-Kryptogramm
Im Abspann des Hollywood-Films “Fair Game” (mit Naomi Watts und Sean Penn) sind insgesamt 68 Buchstaben gelb markiert. Der folgende Ausschnitt zeigt zwei Beispiele:
Zusammen ergibt sich folgende Nachricht:
CES?OAPCHFHTEOPISFMNADAMECAOREDATN RAYUURNQWKNUFRCOJRWRMDGSEHUWTOAKRA
Elf Jahre nach Erscheinen des Films ist immer noch nicht klar, was diese Botschaft bedeuten soll. Ich gehe aber davon aus, dass sie entschlüsselbar ist. So langsam wird es also Zeit …
Guy de Contets Pigpen-Verschlüsselung
Der französische Künstler Guy de Contet (1934-1983) hat ein Buch mit dem Titel “A Captain from Portugal” geschaffen. Darin sind zahlreiche Illustrationen enthalten, bei denen es sich um verschlüsselte Texte handeln könnte. Besonders auffällig ist dies bei folgender Abbildung:
Dies sieht stark nach einer Pigpen-Verschlüsselung aus. Falls dies zutrifft, müsste dieses Kryptogramm zu lösen sein. Bisher ist mir jedoch keine erfolgreiche Dechiffrierung bekannt.
Lambros Callimahos’ steganografische Botschaft
Das folgende Rätsel der Krypto-Geschichte habe ich vor zwei Wochen erstmals auf Cipherbrain vorgestellt. Es handelt sich um ein Beispiel für Steganografie, das laut dem NSA-Kryptologen Lambros Callimahos einem Postzensor im Zweiten Weltkrieg aufgefallen sein soll. Details sind leider nicht bekannt. Im folgenden Bild soll eine Botschaft versteckt sein, vermutlich mit dem Morse-Alphabet oder der Bacon-Chiffre kodiert:
Bisher ist mir die Lösung dieses Rätsels nicht bekannt.
George Furlongs Postkarte
Verschlüsselte Postkarten habe ich auf Cipherbrain schon sehr viele vorgestellt. Normalerweise schaffen es meine Leser recht schnell, diese zu knacken. Es gibt jedoch eine Ausnahme: eine Karte, die der Fußballfunktionär George Furlong 1873 an seine Schwester Lizzie schrieb.
Leider kann ich mir auf die Schrift, in der der Kartentext verfasst ist, überhaupt keinen Reim machen. Es ist immerhin erkennbar, dass der Verfasser recht flüssig schrieb und in dieser Schrift offenbar geübt war. Mehr konnte ich bisher nicht herausfinden. Auch meine Leser mussten bisher passen.
Sachdienliche Hinweise
Ich bin gespannt, ob es bei der heutigen ICCH-Diskussion oder im Anschluss daran neue Erkenntnisse gibt. Unabhängig davon freue ich mich natürlich über sachdienliche Hinweise von meinen Lesern, die dazu beitragen könnten, diese kryptologischen Rätsel zu lösen.
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Further reading: The Top 50 unsolved encrypted messages: 44. A WW2 encryption hidden in a bullet
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